Liebe im Widerspruch zwischen Gesellschaft und Herz am Beispiel von 'Leben der schwedischen Gräfin von G***' von C. F. Gellert

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GRIN Verlag, 2007 - 56 pages
Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Universität Hamburg, 12 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Gellerts Roman "Die schwedische Gräfin von G***". Gellert wollte mit seinem Werk nicht nur unterhalten, sondern verfolgte auch pädagogische Absichten, die ich mit dieser Hausarbeit herausarbeiten möchte. Um dies zu gewährleisten ist es unter anderem notwendig, die Begründung formaler Aspekte im Handlungsstrang des Werkes wiederzufinden. Ich werde darüber hinaus die für Gellert geltenden Ideale anhand seiner moralischen Vorlesungen und Quellen anderer Autoren historisch und kritisch darstellen, um den Roman auf dieser Grundlage zu untersuchen. Weiterhin möchte ich die Charakteristika der Empfindsamkeit vorstellen, die die Grenze der tradierten Moralnormen im Gegensatz zur anschließenden Strömung des Sturm und Drang noch nicht überschreiten. Im Mittelpunkt soll hierbei die Einheit von Herz und Vernunft und ihre Bewährung stehen. Der Focus wird vorwiegend auf dem ersten Teil des Romans liegen, da die pädagogische Absicht in diesem wesentlich ausgeprägter ist. Auffallend ist außerdem, dass der Roman über eine Haupt- und zahlreiche Nebenhandlungen verfügt. Ich werde in der vorliegenden Arbeit zum einen untersuchen, was Gellert mit dieser großen Anzahl von handelnden Personen bezwecken wollte und welche Bedeutung den Sterbensszenen zukommt. Anhand ausgesuchter Episoden möchte ich anschließend die spezielleren Absichten Gellerts darstellen und hierbei auch die Sichtweise eines heutigen Lesers einbeziehen.

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Contents

Gellert als Pädagoge der Aufklärung
4
Ausgewählte Episoden zur exemplarischen Darstellung Gellerts Intention
11
Neudefinition der Funktion des Todes
17
Literaturverzeichnis
21
Copyright

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Common terms and phrases

Popular passages

Page 4 - Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
Page 17 - Bezeigen. Hierdurch machte ich den Prinzen nur beherzter. Er kam an einem Nachmittage unangemeldet zu mir. Er machte mir allerhand kleine Liebkosungen; doch bei der ersten Freiheit, die er sich herausnahm, sagte ich zu ihm: »Erlauben Sie mir, daß ich es Ihrer Gemahlin darf melden lassen, daß Sie bei mir sind, damit sie mir das Glück ihrer Gegenwart auch gönnt!« - »Sie ist schon in den Gedanken bei mir«, fing er an. - »Und mein Gemahl«, antwortete ich, »ist auch bei mir, wenn er gleich...
Page 8 - Die sinnliche Liebe, die bloß auf den Körper geht, ist eine Beschäftigung kleiner und unfruchtbarer Seelen. Und die geistige Liebe, die sich nur mit den Eigenschaften der Seele...
Page 18 - Ist doch das Tanzen keine Sünde; wenn ich nun auch diese Nacht stürbe, so würde mir eine Freude doch nichts schaden. Man kann fromm und auch vergnügt sein. Ich habe meine Pflicht in Acht genommen, ich bin gegen die Notleidenden gütig gewesen und Gott wird es auch gegen mich sein. Die Welt ist hier schön, aber jene wird noch besser sein.
Page 14 - Nunmehr komme ich auf einen Perioden aus meinem Leben, der alles übertrifft, was ich bisher gesagt habe. Ich muß mir Gewalt antun, indem ich ihn beschreibe; so sehr weigert sich mein Herz, die Vorstellung einer Begebenheit in sich zu erneuern, die ihm so viel gekostet hat.
Page 17 - Dennoch wußte ich der Ehrerbietung, die er stets mit untermengte, nicht genug zu widerstehen. Ich war so treu und tugendhaft, als man sein kann, allein vielleicht nicht strenge genug in dem äußerlichen Bezeigen. Hierdurch machte ich den Prinzen nur beherzter.
Page 8 - So hat die Person in ihrer Jugend ausgesehn, die Sie liebt. Erst hat sie nur Freundschaft und Erkenntlichkeit gegen Sie empfunden. Die Zeit und Ihr Wert hat diese Regungen in Liebe verwandelt. Der liebste Freund meines Gemahls hat das erste Recht auf mein Herz. Sie sind so großmütig und tugendhaft mit mir umgegangen, daß ich Sie lieben muß.
Page 18 - Ach, meine Gemahlin, der Tod ist nicht schwer; aber Euch und meine Freunde zu verlassen, das ist bitter.
Page 2 - Eigenschaften beylegen, und sie als meinen Charakter den Lesern aufdringen wollte. Es wird am besten seyn, wenn ich mich weder lobe noch tadele, und es auf die Gerechtigkeit der Leser ankommen lasse, was sie sich aus meiner Geschichte für einen Begriff von meiner Gemüthsart machen wollen. Ich furchte, wenn ich meine Tugenden und Schwachheiten noch so aufrichtig bestimmte, daß ich doch dem Verdachte der Eigenliebe oder dem Vorwurfe einer stolzen Demuth nicht würde entgehen können.
Page 7 - Wir haben alle eine Pflicht, uns das Leben so vergnügt und anmutig zu machen, als es möglich ist. Und wenn es wahrschcin» lich ist, daß es durch die Liebe geschehen kann: so sind wir auch zur Liebe und Ehe verbunden.

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