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Jäger zurückholen. Die Generaladjutanten machten ihren Bericht über die Armee. Waren die Generaladjutanten abgefertigt, so begab sich der König in sein Schreibzimmer, um erst einige Gläser Waffer, sodann zwei bis drei Taffen Kaffee zu trinken. In der leßten Zeit seines Lebens ließ er einen Theelöffel weißen Senf als Verwahrungsmittel wider den Schlag und „fürs Gedächtniß dem Kaffee zugeben. Früher hatte er auch Chocolade gefrühstückt. Der Resident in Constantinopel schickte einmal später dergleichen ein, er sandte die Hälfte dem Minister S. (? Schulenburg) mit den Worten: „Laß er sich, mein lieber S., dieses Produkt gut schmecken; es kommt von einer Nation, die meine Person werth hält und mein Haus ehrt. Vor zwanzig Jahren habe ich diese Chocolade gern getrunken, nun aber kann ich sie bei meinen alten Tagen nicht mehr vertragen." Während des Frühftückens wurden der Berliner Rapport und die zurückbehaltenen Briefe vorgenommen.

Nach eingenommenem Kaffee wanderte Friedrich dann ein oder zwei Stunden lang, theils Flöte blasend, theils Obst, das er sehr liebte und das stets auf den Kaminconsolen und Spiegeltischen stand, essend, durch sein Zimmer. Dieses Obst zog er sich selbst in den kostbaren, weltberühmten Treibhäusern und terrassens förmigen Spalieren von Sanssouci; für die ersten Kirschen im December und bis Mitte Januar zahlte er das Stück zwei Thaler. „Du wirst Schmälen, schreibt er einmal an seinen Tresorier Fredersdorf, daß gestern vohr 180 Thaler Kirschen gegesen

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worden, ich werde mich eine liederliche reputation machen. Während des Flöteblasens meditirte der König, hier kamen ihm, wie er selbst einmal zu d'Alembert fagte, die besten Gedanken, sie strömten ihm zu unter den Wogen der Töne.

Sobald der König die Flöte weglegte, nach neun Uhr, traten die schon zwischen sechs und sieben Uhr eingetroffenen Cabinetsräthe ein, einer nach dem andern. Sie erschienen vor dem König in vollem Staate, arbeiteten mit ihm stehend und schrieben die Antworten, die der König angab, mit Bleistift wörtlich auf die Eingaben.

Wenn die Cabinetsräthe entlassen waren, ließ sich der König von seinem Kammerhusaren pudern und zog nun seine gewöhnliche blaue Uniform an. Von zehn bis elf Uhr pflegte er sodann Audienzen zu ertheilen,. auszureiten, wenn es die Witterung zuließ oder im Garten mit drei Windspielen spazieren zu gehen. Zu Pferte und zu Fuß führte er den berühmten Krückenstock, ein spanisches Rohr, woran die Krücke von Gold und sehr reich mit Diamanten besest war. Friedrich brauchte diesen Krückenstock bis zu seinem Tode, dann erhielt ihn seine Wittwe, die sich gleichfalls bis an ihr Ende darauf stüßte. Gegenwärtig befindet er sich in der Berliner Kunstkammer. Elf Uhr war Parade zu Potsdam, wobei die Parole ausgetheilt wurde. Bei schönem Wetter pflegte er dann mit der Garde und noch einigen Regimentern eine Stunde lang vor der Stadt zu ererciren, wobei er selbst commandirte. Immer wußte er bei aller Commandostrenge von Zeit

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zu Zeit seine Bursche durch einen Scherz zu erquicken. Im Sommer 1767 hatte es stark geregnet und von den Born'schen Bergen war so viel Wasser heruntergekommen, daß sich ein kleiner Teich gebildet hatte. Die Garde avancirte in gerader Linie und stand auf einmal vor dem Teiche. Der König commandirte Halt! seßte aber sofort hinzu: „Bursche, habt Ihr mir geschworen zu Land und zu Wasser zu dienen? Alles rief "Ja", der König aber: "Bas taillon vorwärts! Marsch!" Die Garde wadete jubilirend mit ihren weißen Stiefeletten durch den Teich. Nach der Parade schrieb der König bei üblem Wetter, wenn er nicht exercirte, Familienbriefe oder las. Schlag zwölf Uhr begab er sich zur Tafel. Sie dauerte in der Regel bis drei, oft auch bis vier øder fünf Uhr, da Friedrich meinte, daß der Mensch während dieser Zeit nicht älter werde. In den späteren Jahren ward es Sitte, erst gegen zwei Uhr zu Tisch zu gehen.

Friedrich's Tischgesellschaften sind berühmt, er pflegte gewöhnlich sieben bis zehn Gäste an seinem Tische zu haben. Sie wurden zehn Uhr eingeladen. Die Einladungen ergingen an Offiziere und Gelehrte. Er war ein liebenswürdiger Wirth, bei Tafel hatte er das Herz auf der Zunge. Er selbst sprach beständig; die Gegenstände der Unterhaltung waren Politik, Ge= schichte, Religion, Kriegssachen und was sonst allgemein von Interesse war. Die Unterhaltung ward regelmäßig in französischer Sprache geführt. Zu seinen

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Prinzessin Ferdinand und der Einsiedler am Vesuv. Friedrich's Schwester Amalie und Baron Trend 15. Hof- und Staats-Etat, das diplomatische Corps und die Armee unter Friedrich dem Großen. Hohe Geburt, Haupterforderniß für die Hofstellen. Die Oberkammerherren Graf Alexander Neuwied und Graf Carl Often-Sacken. Pers sonalien des nicht hochgebornen Oberhofmarschalls Graf Gotter, „des Liebenswürdigsten der Epikuräer." Strenge Hof - Etikette: on présente toujours chez lui." General Lentulus und die Kammerherren des Papstes. Der Oberstallmeister Graf Schwerin, der Spaßmacher des Königs. Intrigue gegen General Seidlik. Der Grand Mattre Graf Görk. Der Oberhofmeister der Königin-Mutter Morien und der Graf Essex. Sechzig Kammerherren beim Tode des Königs, während gleichzeitig 4-500 in Baiern, 2-300 in Sachsen und gegen 200 in Würtemberg. Die Hoferbämter. Die Cabinetsräthe. Personalien Eiche l's, des einflußreichsten derselben. Die Cabinetsminister Herzberg und Finkenstein. Stellung und Prüfung der von Friedrich verwandten Gesandten: Graf Görß in München, Graf Rothenburg in Paris, Herr von Sandoz in Madrid; die jungen Emissaire in Wien, Graf Spiridion Lufi, der Delhändler in London, Baron Arnim in Copenhagen und die Baumwollenschachtel u. s. w. Die preußische Gesandtschaft in Constantinopel. Der Orientalist Diez. Das auswärtige diplomatische Corps in Berlin. Mißliche Lage der Gesandten am preußischen Hofe. Ellermann, der geheime Aufseher über dieselben. Die

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Armee. Zeugnisse über die Soldatensclaverei. Fort dauernde Werbeexcesse. Vertrauliche Auslafsung Friedrich's an den alten Dessauer über das Mirakel der Subordination. Parolebefehl des Gouverneurs Möllendorf von Berlin, vom 10. Juni 1785, „daß S. Maj. der König keine Schlingel, Canailles, Racailles, Hunde und Kroopzeug im Dienste haben.“ Bevorzugung des Udels in der Urmee. Vorliebe für die Pommern 16. Der Abel und die Adelstendenzen Friedrich's

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