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Buddenbrock und Waldow standen bei Friedrich Wilhelm, ungeachtet sie von Statur klein waren, wegen ihrer andern Verdienste in Gunst. Ein baumlanger Mann dagegen war der, welcher zulegt und noch beim Tode des Königs in höchsten Gnaden war:

14. Johann Christoph Friedrich von Haake, Oberst und Generaladjutant seit dem Jahre 1734 und zugleich Hofjägermeister, ein Hofamt, das gewöhnlich mit dem des Generaladjutanten seit Friedrich Wilhelm verliehen wurde. Haake war schon 1715 bei den langen Grenadieren in Potsdam eingetreten und stand beim König wegen seiner langen martialischen Figur und als höchst gestrenger Soldat im vollsten Sonnenscheine der Gunst: der König schenkte ihm und dem alten Dessauer noch auf dem Todtenbette ein schönes Pferd. Früher, 1732, hatte er ihm auch eine reiche Frau geschenkt, Sophie Albertine, die einzige Erbtochter seines Lieblings, des Ministers Creuß, und zwar, wie oben erwähnt worden ist, gegen den Willen des Vaters und der Braut. Haake gelangte dadurch zum Besiz der großen Güter Pencun bei Stettin, Radewiz u. s. w. in der Uckermark, sein Schwiegervater starb schon 1733. Haake erhielt sich auch noch bei Friedrich dem Großen in Gunst, dieser erhob ihn nach seiner Thronbesteigung in den Grafenstand, auch war Graf Haake der Erste, der den von Friedrich dem Großen gestifteten Orden pour le mérite trug. Der von ihm gebaute Haake'sche Markt in Berlin hat sein Andenken erhalten, auch übertrug ihm Friedrich 1750 den Bau der Spandauer

Vorstadt. Aber die durch königlichen Befehl durchgesezte Ehe mit Fräulein Creuß war ohne Kinder, der Graf Haake starb als der lezte seines Geschlechts, 1754, nur fünfundfunfzig Jahre alt, als Generallieutenant und Commandant von Berlin, seit 1748 mit dem schwarzen Adlerorden decorirt. *)

Außer diesen Obersten und Generalen wurden zum Tabacks-Collegium noch die Minister und Gesandten eingeladen. Unter legteren stand in vorzüglicher Gunst nächst dem fast nie in der königlichen Suite fehlenden öftreichischen Gesandten Seckendorf der holländische General Ginckel, den der König sehr wohl leiden mochte und ihn 1738 mit der höchsten preußischen Hofauszeichnung, dem schwarzen Adlerorden, auszeichnete, welchen nur noch der ruffische Gesandte Graf Golofkin, der Gemahl der Gräfin DohnaFerrassieres trug. Fremde Fürstlichkeiten, die zu Besuch kamen, und sonstige durchreisende Notabilitäten empfingen ebenfalls Einladungen ins Tabacks-Collegium. So erschien hier wiederholt der ehemalige König von

*) Nach Hellbach's Adelslerifon war er der lezte seines Geschlechts. Das preußische Adelslerikon von Zedlig schreibt ihm einen Sohn und eine Tochter zu. Die Haake'schen Güter in Pommern wurden 1757 allodificirt und fielen nach dem Tode der Gräfin Haake Creuß ihrem Sohn zu; vielleicht war es ein Adoptivsohn, oder ein Sohn aus zweiter Ehe, der den Namen der Grafen Haake fortpflanzte, die allerdings noch eristiren, ohne daß ich finde, daß eine anderweite Grafung statt gefunden habe. Im Besiz des Erb-Schenken-Amts ist die rothe Linie der Herren von Haake.

Polen, Stanislaus Leszzinsky, und der nachherige Kaiser Franz I. als Herzog von Lothringen, um die Stimme des preußischen Königs für die römische Königswahl zu erhalten.

Alle Bedienung war entfernt, um ganz ungestört zu sein. Gegen 7 Uhr ging der König zur Königin, wo stets ein Couvert für ihn gedeckt war, kam aber bald zurück. Wer von den Gästen speisen wollte, fand auf einem Nebentische kalte Küche, unangeschnittene Braten und Pasteten, die der König vom Mittags= tische aufheben ließ. Gegen acht Uhr erschienen die jungen Prinzen und wünschten gute Nacht. Um den Haupttisch im Tabacks-Collegium herum saßen die Herren mit ihren breiten Ordensbändern und rauchten aus langen holländischen Pfeifen, vor jedem von ihnen stand ein weißer Krug mit Ducksteiner Bier von Königslutter im Braunschweigischen und ein Glas. Die nicht wirklich rauchen konnten, wie der alte Dessauer oder Seckendorf, mußten, weil es der König gern sah, wenigstens eine Pfeife in den Mund nehmen und kalt rauchen, Seckendorf war sogar so gefällig, fich durch fortwährendes Blasen mit der Oberlippe den Anschein eines recht wohlgeübten Rauchers zu geben. Es ergözte den König, der ein Freund der Schnurren“, der derbsten und stärksten Späße war, höchlich, wenn fremde Prinzen durch das Bier betrunken gemacht werden konnten oder wenn ihnen das ungewohnte Tabackskraut Sterbensübelkeit machte. Er selbst rauchte passionirt; als der König Stanislaus 1736 nach Berlin kam, ebenfalls ein paffionirter Raucher,

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jeden Abend dreißig Pfeifen. Auf dem Tische lagen die Zeitungen, die Berliner, die Hamburger, die Leipziger, die Breslauer, die Wiener, die Frankfurter, auch holländische und französische. Ein Vorleser war bestellt, der sie vorlesen und was unverständlich war, aufklären mußte. Dieser Vorleser war der hochgelahrte, hochgepriesene und hochgefoppte Jacob Paul Freiherr von Gundling.

Gundling war geboren 1673 und der Sohn eines Pfarrers zn Hersbruck im Gebiet der Reichsstadt Nürnberg, ein Franke. Er kam durch Dankelmann nach Berlin und war Profeffor früher an der von Friedrich Wilhelm gleich nach Antritt feiner Regierung aufgehobenen Ritterakademie und Rath und Historiograph bei dem ebenfalls aufgehobenen Oberheroldsamte. Der König erhob ihn auf Grumbkow's Empfehlung zum Hofrath und Zeitungsreferenten bei dem Tabacks-Collegium, er erhielt freie Tafel bei Hofe, Wohnung im Potsdamer Schloffe und mußte den König zugleich auf allen seinen Gängen begleiten, um ihm mit seiner Gelahrtheit und instructiven Unterhaltung nahe zu sein. Gundling fehlte bei keiner Einladung, die der König annahm, Grumbkow hatte sogar in seinem Speisesaale einen Catheder bauen laffen, von welchem herab Gundling während der Tafel die Zeitungen vorlas, sie erklärte und mit den Gästen darüber discurirte. Gundling war so in seiner Art ein wichtiger Mann und selbst der russische und der kaiserliche Hof verschmähten es nicht, ihn durch Gnadenketten zu gewinnen. Der kaiserliche Hof that es auf Empfehlung Grumbkow's. „Ich bekomme,

schreibt Seckendorf 25. Oct. 1726 an Eugen, in diesem Augenblicke einen Brief von Berlin vom bekannten guten Freund, darinnen er mir meldet, daß uns Niemand mehr dort Schaden thäte, als ein gewiffer Geheimer Rath Gundling, welcher zwar wider seinen Willen einen Narren agiren muß, aber alle Abend in des Königs Gesellschaft ist, auch an seiner Tafel. Diesem wird geglaubet, als einem Orakel in publicis. Sobald nun eine kaiserliche Materie kommt, so wirft er solche über den Haufen und insinuirt dem König falsche principia. Intereffirt, wie alle dergleichen Leute sind, ist er mit einer Gnadenkette von etlichen hundert Gulden, daran die Medaille hängt, zu gewinnen. Moskau hat schon dergleichen glücklich practicirt." Engen wirkte darauf die Gnade beim Kaiser aus, Gundling erhielt eine mit Diamanten besezte Medaille, wie Eugen 15. Jan. 1727 schreibt, weil weil es vor eine weit größere Distinction hier gehalten wird, Medaillen als Ketten zu verleihen, indem lettere sogar an ordinaire Couriere gegeben werden." Um die Gelehrsamkeit, die Gundling wirklich besaß, in ihm recht eclatant lächerlich zu machen, mußte er beim König den Lustigmacher und Hofnarren abgeben. Der König erhob ihn 1717 zu einer bereits abgeschafften Würde, zn der des Ober-Ceremonienmeisters, er schenkte ihm den Anzug des verabschiedeten Besser, den dieser am Krönungsund Ordensfest getragen hatte: es war ein rother, mit schwarzen Sammet ausgeschlagener Leibrock mit großen französischen Aufschlägen und goldnen Knopflöchern, dazu

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