Page images
PDF
EPUB

Großen, der als elfjähriger Kronprinz mit dem merkwürdigen Spruche sich eintrug:

[blocks in formation]

Alle Abende gegen fünf oder sechs Uhr kam das Tabacks-Collegium zusammen und blieb bis neun, zehn, auch elf und zwölf und wie Seckendorf 22. Jan. 1727 an Prinz Eugen schreibt, „oft bis nach zwölf Uhr" versammelt. Es gehörten dazu besonders die Obersten und Generale, welche die tägliche Umgebung des Königs bildeten. Die namhaftesten derselben waren außer Dessau und Grumbkow, dem Unzertrennlichen, folgende:

1. Oberst Christian Wilhelm von Derschau, ein Preuße, höchst einflußreicher Generaladjutant des Königs seit 1715. Derschau war ein tapfrer Mann und strenger Soldat, aber in der Barschheit und Härte trieb er es so weit, daß er bei dem Kriegsgericht über den Fluchtversuch Friedrich's des Großen fogar für dessen Enthauptung stimmte freilich nach den bestehenden Gesezen. Er war außerordentlich gefürchtet, besonders auch als Aufseher der Bauten in der neuen Friedrichstadt, wozu ihn der König bestellt hatte. Nach Pöllnis soll er bei diesem Posten sogar Gelder erpreßt und mehrere Familien ruinirt haben. Er erlebte noch die Chronbesteigung deffen, dem er den Kopf abgesprochen hatte, machte noch den ersten

schlesischen Krieg mit und starb 1742 als Generalmajor und Chef eines Infanterieregiments.

2. General Graf Alexander Dönhoff, ein Sohn des Oberkämmerers unter dem großen Kurfürsten, Generals Friedrich Dönhoff, der jüngere Bruder des Utrechter Diplomaten Otto und Stifter des Hauses Beynühnen. Er war vermählt mit einer Gräfin Blumenthal aus dem 1730 ausgestorbenen älteren Geschlecht dieses Namens. Von ihm wurde. 1734 der Dönhoffplag in Berlin erbaut, auch übertrug ihm der König die Aufsicht über die Hofcomödianten. Er starb unter Friedrich dem Großen 1742, neunundfunfzig Jahre alt und ist der Großvater der bekannten Gräfin Dönhoff, Favoritin König Friedrich Wilhelm's II., Mutter des Grafen Brandenburg, des 1850 verstorbenen Premierministers in Preußen.

3. General David Gottlob von Gersdorf, ein Sachse aus dem Hause Baruth in der Laufig, als Commandant der Grenadiergarde und Ritter des schwarzen Adlerordens schon unter Friedrich I. aufgeführt. Er war vermählt mit einer Tochter des Geheimen Raths Rhetius unter dem großen Kurfürsten und Schwiegervater des Ministers Baron Vieregg. Gestorben 1732.

4. Egidius Ehrenreich von Sydow auf Zollen in der Neumark, General der Infanterie, Amtshauptmann zu Giebichenstein bei Halle und 1735-1749 Commandant von Berlin. Friedrich der Große decorirte ihn 1741 mit dem schwarzen Adler orden. Er starb 1749.

"Diese vier: Derschau, Dönhoff, Gersdorf und Sydow, schreibt der östreichische Gesandte Graf Seckendorf an Prinz Eugen 1. Aug. 1726, vermögen. mehr, als alle Minister und ich muß mich ihrer am meisten zu gewissen Zeiten bedienen."

5. Jean Querin de Forcade, aus einer französischen Emigrantenfamilie aus Pau in Bearn stammend, 1714-1729 Commandant von Berlin und - obwohl er kaum seinen Namen schreiben konnte — als Nachfolger von Otto Dönhoff seit 1717 Director der französischen Colonie. Nach den Memoiren der Markgräfin von Baireuth war er eine Hauptcreatur Anhalt's und intriguirte durch die Gouvernante der Markgräfin, Mademoiselle Leti, die Tochter des Geschichtschreibers, die seine Maitresse war. Ge ftorben 1729 als Generallieutenant.

6. Peter von Blankensee. Entre l'ame de ce général et celle des bêtes la différence n'est pas grande" urtheilte der sarkastische Friedrich als Kronprinz in einem Briefe an Grumbkow 24. April 1733. Bei Friedrich Wilhelm aber war Peter Blankensee wegen seiner Buffoniaden gar sehr beliebt; von seinem Sprichwort, das er immer anbrachte: "Ei der Blig!" hieß er der Blißpeter" bei Hofe. Er war aber sonst ein ehrlicher und tapfrer Soldat und trug seit 1730 den schwarzen Adlerorden. Er starb 1734 als Herr von Wulkow bei Stargard in Pommern, Generallieutenant der Cavalerie und Gouverneur zu Colberg.

7. Caspar Otto von Glasenapp, ebenfalls ein 'tapfrer Pommer, der 1735 den schwarzen Adlerorden erhielt und nach achtundsechzigjähriger Dienstzeit unter Friedrich dem Großen 1747, dreiundachtzig Jahre alt, als Generalfeldmarschall, 1729-1735 Commandant und 1735-1747 Gouverneur von Berlin, Prälat zu Camin, Herr zu Wurchow, Grammenz u. s. w. starb.

8. Christoph Adam von Flanz, aus dem Hause. Witbrießen in der Mittelmark, der, wie Glasenapp, ebenfalls achtundsechzig Jahre dem Hause Brandenburg unter dem großen Kurfürsten und den drei ersten preußischen Königen diente; 1740 verlieh ihm der große Friedrich den schwarzen Adlerorden und erhob ihn zum Generalfeldmarschall, er starb 1748, fünfundachtzig Jahre alt, als Gouverneur zu Königsberg. Flanz war der beste Rebhuhnschüße bei Hofe: Friedrich Wilhelm pflegte ihn, wenn er krank war, für sich schießen zu lassen, um der Königin ihr Deputat in die Küche zu liefern.

9. Dubislav Gundomar von Nazmer, der Generalfeldmarschall und Commandant der Gensd'armen, der Stiefvater des Bischofs der Brüdergemeinde, deffen Personalien schon oben mitgetheilt sind.

10. Heinrich Carl von der Marwig, Sohn Curt Hildebrand's aus dem Hause Sellin, ein Enkel Derfflinger's, der noch von Friedrich Wilhelm 1739 den schwarzen Adlerorden erhielt, unter Friedrich Gouverneur von Breslau, gestorben 1744, vierundsechzig Jahre alt.

der

11. Friedrich Wilhelm von Rochow, Oberst, der 1729 nebst dem Kurländer Keyserling als Gesellschaftscavalier dem Kronprinzen zugewiesen wurde. Er war ein sehr gestrenger Soldat, Friedrich decorirte ihn noch 1746 mit dem schwarzen Adlerorden, er starb als Generallieutenant 1754, fünfundsechzig Jahre alt. Sein Schwiegervater war der Feldmarschall Katt, sein Schwager der unglückliche Katt.

12. Wilhelm Dietrich von Buddenbrock, ein Preuße, geboren 1672 auf dem Stammgute Tilsewirschen in Litthauen. Buddenbrock ist durch feine energische Fürsprache im Kriegsgericht für Friedrich den Großen ausgezeichnet, er erhielt noch von Friedrich Wilhelm 1739 den schwarzen Adlerorden und starb 1757, fünfundachtzig Jahre alt, als Generalfeldmarschall und Gouverneur von Schlesien und Breslau, Oberst über ein Cuirassierregiment, Propst des adeligen Stifts Soest in der Grafschaft Mark und Amtshauptmann der Aemter Neuhaus, Labiau und Zehden.

[ocr errors]

13. Arnold Christoph von Waldow, wie Buddenbrock ausgezeichnet als Schüßer des Kronprinzen gegen den väterlichen Zorn nach dessen Fluchtversuch auf der Rheinreise von Frankfurt nach Wesel, wo Friedrich Wilhelm seinen Sohn persönlich mißhandelte. Waldow erhielt gleich nach Friedrich's Thronbesteigung den schwarzen Adlerorden und starb 1743, einundsiebzig Jahre alt, als Generallieutenant und Gouverneur von Breslau.

« PreviousContinue »