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aus den königlichen Caffen und in Potsdam frei Quartier. Die Oberaufsicht bekam der General Alexander von Dönhoff. Sie gaben nun in Berlin, in Königsberg, in Cleve Luftspiele, Poffen, Opern. Sie spielten in Berlin auf dem Stallplage und der breiten Straße; Hauptperson war der Hanswurst; man führte den Dr. Faust, wie er vom Teufel geholt, Hamann, wie er gehängt wird u. s. w. auf. Das Theater ging um fünf Uhr an, der "Premierplag" kostete acht Groschen. 1732 wurde sogar, weil die Premierpläße immer leer blieben, den Collegien bei namhafter Strafe anbefohlen, „daß täglich einige ihres Mittels der Reihe nach in der Comödie erscheinen sollten." Die Comödien wurden zulegt sogar in Halle erlaubt. Im Mai 1733 machte die theologische Facultät gegcn dergleichen „Gaukel- und Teufelsspiel- Vorstellung, es werde den Ruin Halle's herbeiführen. Der König schrieb an den Rand: "Zu Utrecht und Leyden werden ja Schauspiele geduldet und zweifelt kein Mensch, daß dieß die beiden ersten Universitäten auf der Welt find." Die Comödien waren dazumal gewöhnliche Beigaben zu den Gastmählern. die man gab. Den 8. Juni 1734, zur Zeit des Kriegs mit Frankreich wegen Besehung des polnischen Throns, als der König vor Grafen Dönhoff in den Kameckeschen Garten in der Dorotheenstadt geladen wurde, war der oben erwähnte mit Schlägen abgefertigte französische Marquis von Eggenberg mit seinen Hofcomödianten auf einem in dem Garten errichteten Theater aufgeführt. Ebenso war 1731

von einem wandernden englischen Marionettentheater unter Direction des Titus Maas, Durlachschen Hofcomödianten, der Sturz Menzikoffs, des Günftlings Peters des Großen dargestellt worden. Dies Stück ward jedoch aus politischen Nücksichten durch Cabinets-Ordre vom 28. August 1731 verboten.

Sonst war der König den Volkslustbarkeiten sehr abhold, er sah darin nur Ueppigkeit." Die Scheibenschießen hob er auf 1727 allermaaßen er das üppige, liederliche Wesen abgestellt wiffen wolle." Thee und Kaffeeschenken verschwanden, nur an zwei Orten verkaufte man Kaffee in Berlin. Den Besuch der Wirthshäuser und Schenken Sonntags verbot er und hob das Verbot nur wieder auf, weil man ihm vorstellte, daß der Sonntag für den Arbeiter der einzige Erholungstag fei. Wer nach neun Uhr Abends sich noch in den Wirthshäusern betreffen ließ, ward von den Patrouillen aufgegriffen. Wenn der König nach der Friedrichsstadt kam, um die Bauten zu besehen, flüchteten die Leute, machten Thüren und Fenstern zu und die Straßen waren leer und öde. Es war überhaupt sehr stille unter Friedrich Wilhelm in der Hauptstadt.

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Für nichts in der Welt hatte der gestrenge Soldatenkönig weniger Sinn, als für die Künste. Schon im Jahre 1714 wurden die Einkünfte der Akademie der bildenden Künfte von 1000 Thaler auf 300 Thaler gefeßt und außerdem sollte sie auch noch für die ihr eingeräumten Zimmer über dem königlichen Marstalle jährlich 50 Thlr. Miethe entrichten, was

ihr jedoch auf ihre Vorstellung erlaffen wurde. Nur die Malerei fand einigermaßen Gnade bei ihm. Er gebrauchte sie zu seinen eigenthümlichen Zwecken. So ließ er z. B. um einen General zu verspotten, einen Hasen malen, auf den mit Kanonen geschoffen wurde. Das Bild ward in einem der Zimmer des Schloffes zu Berlin nach dem Lustgarten hin, die der König zu bewohnen pflegte, aufgehangen. Der Hofmaler Pesne, den schon sein Vater angestellt hatte und den die Königin mehrfach verwandte, blieb und es blieb ihm sogar sein Gehalt von 1500 Thlrn. Ein gewisser Degen malte die Schlachten des großen Kurfürsten, bei denen die Pferde erträglich, die Menschen aber alle einander wie Brüder ähnlich sahen. Ein andrer unberühmter Maler Merk malte des Königs Jagdhunde und das von ihm erlegte Wild, desgleichen die in den Gängen des Schlosses aufgehängten langen Grenadiere. Weidemann, Director der Akademie der Künste, dem allein von allen Mitgliedern sein Gehalt von 600 Thalern blieb, malte die Generale des Heers, die in einem besondern Zimmer in Potsdam aufgehängt wurden. Weidemann half auch dem König selbst bei seinen Maler, oder vielmehr Ausmalerversuchen, denn er zeichnete ihm die Portraits in den Umriffen und der König colorirte sie dann nur. So malte er Gundling als Polichinel. Er malte besonders viel in der Zeit seit 1729, wo die Gicht ihn im Zimmer festhielt. So roh die Arbeiten waren, so ließ er sie doch fleißig aufbewahren, verschenkte sie oder ließ sie von seinen Umgebungen

tariren und überließ sie ihnen dann nach der natürlich von den Schmeichlern hoch genug gestellten Tare. Gewöhnlich waren es Bauern, die er portraitirte, darunter stand das Datum und Friedericus Wilhelmus in tormentis pinxit." Damals ward in Berlin das Jlluminiren von Augsburger Kupferstichen Mode und das Ausschneiden und Lakiren kleiner Bilder.

Die Musik war am preußischen Hofe unter Friedrich Wilhelm durch einige Genres vertreten. Einmal ließ der fromme Herr aus Holland Glocken: spiele kommen, die von den Thürmen Berlins und Potsdams geistliche Lieder spielten. Sodann liebte er Jagdmusik. Und endlich hörte er noch zuweilen und gern Musik auf eine ganz eigenthümliche Art executirt. Er ließ sich nämlich einigemale in der Woche an Winterabenden Arien und Chöre aus heroischen Opern, besonders aus Händel's Alessandro und Siröe auf Blasinstrumenten von den Hautboisten des Potsdamer Garderegiments unter Direction des Kapellmeisters Pepusch vorspielen. Bei diesen Blasinstrument-Conzerten standen die Musiker mit ihren Pulten und Lichtern an dem einen Ende des langen Saals und der König saß ganz allein am andern. Zuweilen, namentlich nach einem copiosen Diner schlief er bei dieser heroischen Musik ein. Cine besondere Kapelle hatte Friedrich Wilhelm nicht: bei Hoffeierlichkeiten versahen die Hautboisten des Garderegiments deren Stelle.

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Außerordentliche Freude, so daß er sich den Bauch vor Lachen hielt, verursachte dem König ein ganz extraordinäres von Pepusch bei Gelegenheit einer Geschichte, die im Tabacks-Collegium vorge fallen war, für 6 Fagotte componirtes Conzert, überschrieben: Porco primo, Porco secondo" u. s. w. Auch Friedrich der Große wollte es hören und hatte dazu, um den Componisten zu verspotten, eine große Gesellschaft geladen. Pepusch wollte ausweichen, mußte sich aber dem Kronprinzen fügen. Er stellte sich darauf nicht mit sechs, sondern mit sieben Hautboisten ein, legte ganz ernsthaft felbft die Noten auf die Pulte und blickte dann im Saale umher. Der Kronprinz kam auf ihn zu und fragte: "Herr Kapellmcister, sucht Er etwas?“ „Es wird wohi noch ein Pult fehlen," antwortete Pepusch. "Ich dachte, verseßte der Kronprinz lächelnd, es wären nur sechs Schweine in Seiner Musik?" "Ganz recht Ew. Kön. Hoheit, versezte Pepusch, aber es ist noch da ein Ferkelchen gelommen -Flauto solo!" Friedrich, der Flötenspieler par excellence erzählte diese Geschichte selbst seinem Lehrer Quanz und seßte hinzu: „der alte Kerl hatte mich doch angeführt und ich mußte ihm noch gute Worte geben laffen, daß er nur nicht noch dazu das Ferkelchen vor meinem Vater produzirte."

Beffre Musik liebte die Königin: es war ihre Lieblingsbeschäftigung und sie wirkte darin auch sehr auf ihren Sohn; der harte Vaier aber ließ dem Querpfeifer" die Flöte wegnehmen. Aufseher der Mufit der Königin war noch immer der frühere Kammerherr

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