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feierte, die das Jahr für ihn hatte, den Jahrestag der Schlacht von Malplaquet, 11. September, und das Fest des heiligen Hubertus, des Patrons des edlen Waidwerks, 3.. November. An diesen Tagen ward besonders scharf getrunken und nach der Tafel pflegte der König mit seinen Generalen und Offizieren zu tanzen, die Königin aber zog sich mit ihren Damen unmittelbar nach der Tafel zurück. Bielefeld erzählt, daß er diese Art der Männerbälle noch 1739 in Potsdam gefunden habe: er war erst zum Diner beim Commandanten des großen Potsdam'schen Regiments, Oberst von Weiher, wo ein ganzes Bataillon von Flaschen vortrefflichen Rheinweins geleert wurde, dann zum Kaffee beim Hauptmann, nachherigen General von Winterfeld; als man den Kaffee getrunken, ließ man die Regimentsmusik kommen und tanzte, während Champagner gereicht wurde. Mehrere Herren der Gesellschaft fuhren dann noch Abends acht Uhr in den Salon einer Gräfin: einer segte sich zwischen zwei Stühlen auf die Erde und konnte nicht wieder aufstehen.

Bei Wusterhausen sowohl als bei Potsdam hatte der König große Parforcegärten, eingehegte Waldungen von einer Menge Schneusen (alleeähnlichen Durchhauen) durchschnitten, mehrere Meilen im Umfange, in denen Wiesenflächen und Seen mit eingeschlossen waren. Zu Zu Unterhaltung dieser Gärten verwendete Friedrich Wilhelm ansehnliche Summen. Zur Parforcejagd waren zwölf Piqueurs angestellt, die gute Jäger,

gute Reiter und gute Waldhornisten sein mußten. Sie trugen Jagdröcke von Scharlach mit grünen Sammetaufschlägen, grüne Westen mit goldnen Borden und gelblederne Beinkleider. Jeder hatte ein besonderes Pferd. Außerdem wurden für die Jagden noch einige dreißig Pferde und mehr als hundert große Jagdhunde gehalten. Bei Förster ist die Beschreibung einer Jagdpartie parforce auf den Hirsch mitgetheilt von einem Augenzeugen: einem Augenzeugen: „Wenn das Signal vom Oberjäger im Parforcegarten gegeben ist, schlagen die Parforcehunde an und gehen auf den Hirsch los, welcher nach allem Vermögen läuft und zu entrinnen sucht. Aber er hat seine Verfolger nebft den Piqueurs, allenthalben neben und hinter sich. Gleich darin drein folgen auch des Königs Majestät. Dicht vor ihnen her aber reitet der Hof- oder auch wohl der Ober- Jägermeister. Bisweilen läuft der Hirsch viele Stunden, bis er vor Müdigkeit und Mattigkeit fällt. Es fügt sich auch wohl, daß er an ein Waffer kommt und durch dasselbe seßt; da denn die Hunde ebenfalls hinter ihm herschwimmen, welches desto luftiger und vergnügter anzusehen. Bei so gestalten Sachen aber kann es leichtlich sein, daß des Königs Maj. und die, so den Hirsch verfolgen, in einem Vormittage fünf bis sechs Meilen oder auch wohl noch weiter herumjagen; wie denn manche Parforcejagd des Morgens um sechs Uhr ihren Anfang nimmt und sich erst des Nachmittags um ein oder zwei Uhr endigt. Gemeiniglich aber ist es in einer Zeit von drei bis vier Stunden geschehen.

Ist der Hirsch gefallen, giebt ihm der Oberoder Hofjägermeister den Nickfang. Alsdanu löst er ihm die beiden vordern Läufte ab und präsentirt fie dem König auf einen filbernem Teller. Die ParforceHörner lassen sich hierbei stattlich hören und es wird zum Zeichen der Victoria-Bruch aufgesteckt, das ist ein grüner Zweig auf den Hut. Den Hirsch legen die Jägerburschen auf einen ebenfalls mit grünen Zweigen ausgezierten Wagen und bringen ihn nach Wusterhausen, woselbst er in dem Schloßhof abgeladen, ausgeweidet und in viele Stücke zerlegt wird. Bisweilen, wenn der Hirsch gut und fett ist, nimmt man etwas davon und schickt es in die Küche. Der Rest aber, und öfters der ganze Hirsch bis auf die Haut und den Kopf, ist für die Parforcehunde bestimmt und diese Mahlzeit heißt ihr Jagdrecht. Bei deffen Verzehrung gehet es sehr luftig und zwar also her. Mittlerweile, da der Hirsch zerlegt wird, begeben sich Jhro Maj. nach Dero Retirade, woselbst sie ein wenig ausruhen, auch sich umkleiden, oder doch zum wenigsten ander weißes Zeug anlegen. Der zerlegte Hirsch ist. wieder mit seiner Haut bedeckt, an der sich der Kopf sammt dem Geweih befindet. Die Parforcehunde, mehr als huudert an der Zahl, warten außer dem Schloßhofe, dessen Gatterthüre zugemacht, haben auch ihre Wärter bei sich, welche Karbatschen in der Hand haben.

Erscheinen des Königs Maj., so sammelt sich alles um Sie herum. Man öffnet die Gatterthüre des Schloßhofes und die Hunde werden eingelassen.

Jägerbursche den

Sie eilen nach dem Hirsch zu, werden aber etlichemal um denselben herum und wieder hinausgeführt, bis man ihnen das Jagdrecht erlaubt. Endlich, wenn es Ernst damit werden soll, faßt ein Kopf des Hirsches und macht damit allerhand Bewegungen gegen die Hunde. Sie schlagen gewaltig an und bellen. Aber anfallen dürfen sie durchaus nicht. Leglich, wenn die Haut auf einmal von dem zerlegten Hirsch herunter gezogen wird, dient solches zu einem Zeichen für die Hunde, ihre Mahlzeit zu thun, mit der fie gar bald fertig werden. Die Piqueurs müssen auf ihren Hörnern dazu blasen.“

Bei der wilden Schweinsjagd wurden die Keuler zu zwei bis drei Hunderten in mit Garnen eingeschloffne Gehege von 6-700 Schritten eingetrieben, wo fie die Jäger zum Fang anlaufen ließen. Bei einer Saujagd in Pommern brach einmal dem Generaladjutant von Haake beim Annehmen eines tüchtigen Keulers auf der Brust desselben das Fangeisen ab. Um sich zu retten, stellte er sich breit, wie der Coloß zu Rhodus, um das Thier durchrennen zu laffen. Es nahm ihn aber mit, und der coloffale Mann, verkehrt auf der Sau fizend, den Bürzel in der Hand, schrie laut um Hülfe. Das Thier lief auf den Oberstlieutenant von Münchow zu, er wollte demselben die Seite durchbohren, traf aber dem Major in die Wade. Endlich packten Hunde den Keuler.

Außer auf Schwarz- und Rothwildpret, liebte der König auch noch besonders auf Rebhühner zu jagen.

Diese Jagd begann schon zu Ende August auf der Feldmark von Machenow bei Wusterhausen. In manchem Herbst schoß der König 4000 Rebhühner. Diese gehörten der Königin, nach einem mit ihr getroffenen Contract, kraft deffen sie ihm Pulver und Blei lieferte. Endlich ward auch noch im Frühling und Herbst in der Nähe von Potsdam die Reiherbeize gehalten, wobei auch die Königin zuweilen erschien. Gewöhnlich sah sie im Wagen zu, einmal, als der Herzog von Braunschweig mit seinem Erbprinzen Carl zu Besuch war, spielte sie mit diesen im Walde unter einem Baume l'hombre.

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Das Jagdschloß Wusterhausen hat die Martgräfin von Baireuth in ihren Memoiren beschrieben. Der König hatte mit vielen Kosten und großer Anstrengung einen dürren Sandhügel aufwerfen lassen, welcher die Aussicht so gut begrenzte, daß man das verzauberte Schloß nicht eher sah, als beim Hinabsteigen. Dieses sogenannte Palais bestand in einem sehr kleinen Hauptgebäude, deffen Schönheit durch einen alten Thurm erhöht wurde, zu dem hinauf eine hölzerne Wendeltreppe führte. Das Gebäude war mit einer Terraffe eingefaßt, um die ein Graben gezogen war, dessen schwarzes und fauligtes Waffer dem Styr glich. Drei Brücken verbanden es mit dem Hofe, dem Garten und einer gegenüberliegenden Mühle. Von zwei Seiten war der Hof durch Flügel geschlossen, welche die Herren von des Königs Gefolge bewohnten, auf der dritten Seite durch ein Staket, an dessen Eingang man zwei weiße und zwei schwarze Adler und zwei

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