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hätte man vor drei Monaten so gesprochen, so wüßte nicht, was aus Liebe vor Jhro Kais. Maj. nicht gethan, ohnerachtet wider dero, auch wider mein Intereffe, daß mein ältester Sohn sollte an eine englische Prinzessin vermählt sein, aber nun, da ich mit der Königin schon hier und ganz Europa weiß, daß morgen das Beilager geschehen soll, so ist es abermal eine englische Finesse, mich vor der ganzen Welt vor einem wankelmüthigen Menschen ansehn zu machen, der weder Ehre noch Parole zu halten gewohnt ist.“

Die Hochzeit ward 12. Juni 1733 auf dem Luftschloffe Salzdahlum bei Wolfenbüttel gefeiert. Die Markgräfin von Baireuth schildert ihre neue Schwägerin in ihren Memoiren mit folgenden Worten:

Die Kronprinzessin ist groß, aber von schlechter Haltung und Wuchs; sie ist von blendend weißem Teint und diese Weiße ist von den lebhaftesten Farben gehoben; ihre Augen sind von einem blaffen Blau und verrathen nicht viel Geist, ihr Mund ist klein, alle ihre Züge sind niedlich, ohne schön zu sein und das gesammte Ganze ihres Gesichts ist so reizend und so kindlich, daß man glauben sollte, dieser Kopf 'gehöre einem Kinde von zwölf Jahren. Ihre Haare find blond und natürlich gelockt. Aber alle ihre Schönheiten sind durch schwarze und übelgestaltete Zähne entstellt. Sie hat wenig Anstand, ist im Sprechen sehr unbehülflich, sie kann sich schwer verständlich machen, es ist nöthig zu errathen, was sle sagen will, was sehr in Verlegenheit feßt." Noch härter beurtheilte sie die Königin Mutter, die ihrer

Schwiegertochter sehr abgeneigt war, weil sie unschuldigerweise ihre Unterhandlungen wegen der englischen Heirath gestört hatte. Sie schrieb über ihre Schwiegertochter an die Markgräfin von Baireuth: "Die Prinzessin ist schön, aber dumm, wie ein Bund Stroh und ohne die geringste Erziehung. Ich weiß. nicht wie Ihr Bruder sich mit dem Dummbart sertragen wird." Friedrich, ein sehr großer Liebhaber des Tanzes in seinen früheren Jahren, fand hauptsächlich an ihrem Tanz auszustellen; er schrieb einmal: „elle danse comme une oye." Seckendorf ließ vor der Hochzeit deßhalb noch einer sehr berühmten Tanzmeister aus Dresden kommen, um einige Monate in Wolfenbüttel das Möglichste zu leisten. Zur Oberhofmeisterin erhielt die Prinzessin Frau von Katsch, über die Seckendorf 16. April 1732 an Eugen schrieb: „Diese Frau ist zu der Function vor andern geschickt und willig. Es ist kein Zweifel, daß fie auch bei dem Kronprinzen vor das kaiserliche Intereffe viel Gutes und Heilsames zu stiften im Stande, allein fürchte ich nur, der König und die Bevernsche Herrschaft werden dieser Frau einen nur in hundert Thalern bestehenden Gehalt auswerfen, mit welchem sie ohnmöglich bestehen kann, daher E. Hochfürstl. Durchl. erleuchteten Ermessen überlaffe, ob nicht rathsam wäre, dieser vertrauten Frau eine jährliche Pension von 1000 bis 1200 Gulden auszuwirken, damit diese künftige Oberhofmeisterin vollkommen in das kaiserliche allerhöchste Intereffe gezogen würde."

3. Der Hof zu Rheinsberg. Die Verbindung mit Voltaire, Jordan, Kayserling, Suhm, Manteufel u. f. w.

Sobald der Kronprinz sich 1733 vermählt hatte, wurde ihm von seinem Vater das Städtchen Rheinsberg in der Mark Brandenburg angewiesen. Rheinsberg gehörte früher den Herren von Bredow und war eines ihrer drei Stammhäuser. Der große Kurfürst vergabte es als ein heimgefallenes Lehn an den General du Hamel. Von diesem gelangte es durch Kauf an einen andern franzöfifchen Refugié, den Hofrath von Béville: von diesem kaufte es der König. Außerdem erhielt Friedrich noch das Amt Ruppin, wo sein Regiment stand, nebst allen Einkünften dieses Amtes, um damit seinen Haushalt zu bestreiten. Hier in Ruppin wohnte er vorerst, während das Schloß zu Rheinsberg für ihn eingerichtet ward. Jm Anfang war sein Verhältniß noch sehr abhängig. In dem Brief vom 2. November 1733, worin er sich bei feinem Vater für Rheinsberg bedankt, fragte er wegen einer Reise nach Berlin und nach Frankfurt an der Oder zur Meffe an, der König resolvirte: „ich würde ihm schon schreiben, wenn er soll nach Berlin kommen, wenn ich Zeit hätte."

1733 war der polnische Erbfolgekrieg ausgebrochen; im folgenden Jahre erhielt Friedrich Erlaubniß, den Feldzug am Rhein bei Philippsburg unter den Augen des greifen Prinzen Eugen mitzumachen: er begab sich in's Lager bei Bruchsal.

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Es fehlte auch hier wieder nicht an einer strengen Instruction. Friedrich ward unter strenge Aufsicht gestellt des oben schon erwähnten Generals Adolf Friedrich Grafen Schulenburg, des Generals Henning Alexander Kleist, den später Friedrich, wie Schulenburg, zum Ritter des schwarzen Adlerordens machte und der als Generalfeldmarschall 1749 starb, und des Obersten Friedrich Sigmund von Bredow, der sein Wirthschaftschef sein sollte: er ward 1742 ebenfalls mit dem höchsten Ehrenzeichen Preußens decorirt und starb 1765 als General. Die Instruction ist vom 13. Juni 1734 und sie enthielt wieder sehr expressive Bestimmungen. Dieweil auch notorisch ist, daß bei der Armee es allerhand Menschen giebt, unter welchen sich auch viele Fürstenkinder, junge Grafen und andere junge vornehme Leute befinden, unter denen aber gemeiniglich mehr Böse als Gute sind, so sollen des Kronprinzen Liebden Dero Gesellschaft wohl auswählen" — "Es werden S. Kön. Maj. von des Kronprinzen Lbdn. noch bevor Er seine Reise antreten wird, seine Parole anf Ehre und Reputation von Ihm nehmen, daß Er die ganze Campagne hindurch keine Karten, Würfel, Paar oder Unpaar und wie ein Spiel heißen und genannt werden mag, spielen, auch sich auf keine Wetten einlaffen wolle. Mit dem General von Schmettau*) soll Er wegen des Dienstes fleißig

*) Samuel (der nachherige Grand Maître der Artillerie) damals in öftreichischem Dienst, Nitter des schwarzen Adlerordens

umgehn und ihn nach Allem fragen; außer dem Dienste aber soll er sich wohl vor ihm hüten und sich mit demselben in kein Spielen, Kaufen, Schachereien, es habe solche Schacherei Namen, wie sie in der Welt wolle, noch sonsten dergleichen etwas einlassen, weil ihn der v. Schmettau sonst gewiß betrügen und Er fich nur erponiren wird, daß die ganze Welt ihn deßhalb auslacht, welches ihm schlechte Reputation geben würde." „Allemal und so oft des Prinzen Eugenii Durchl. ausreitet, es sei nun, um etwas zu recognofciren, oder aber wenn er in die Laufgräben oder zur Bataille reitet: so soll des Kronprinzen Lbd. sich bei ihm einfinden und ihn begleiten, auf Alles wohl Acht geben und die bei sich habenden Generals nach Allem fragen. Des Prinzen Eugenii Durchl. aber selbst darum zu fragen, ist wider den Respect und darf daher nicht geschehen.“ „Wenn im Lager von den Feldwachten die Husaren sich mit den feind, lichen herumjagen oder Offiziers von der Armee fich mit den feindlichen pistolettiren, so wollen S. Kön. Maj., daß so wenig des Kronprinzen Lbd. als Dero Vettern sich dabei finden laffen, noch sich darein melíren und unnüglicher Weise canoniren sollen." "Des Kronprinzen Lbd. soll sich von allem und jedem, so zu dem Dienst gehört, wohl und accurat informiren und zwar nicht allein von dem großen Dienste, sondern auch von

1741, gegraft 1742, gest. 1751, der Bruder Carl Chriftoph's, des Vertheidigers von Dresden; beide waren Neffen des Hofpredigers des großen Kurfürsten, Heinrich Schmettau.

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