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QC39 07

54508

Alle Rechte, besonders das der Uebersetzung sind vorbehalten.

Druck der kgl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz, Würzburg.

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Zunächst zur Erleichterung meiner eigenen Unterrichtsarbeit, sodann aber in der Absicht, die Ausführung physiko-chemischer Untersuchungen von Seiten anderer Chemiker und Physiker zu fördern, habe ich in dem vorliegenden Buche eine Zusammenstellung dessen zu geben versucht, was zur Durchführung sachgemässer Versuche und genauer Messungen auf diesem Gebiete von Belang ist. Konnte ich mich hierbei zum Theil auf vorhandene Litteratur, insbesondere das classische Werk von F. Kohlrausch soweit stützen, dass mit freundlicher Erlaubniss des Hrn. Verfassers ein ganzer Abschnitt (S. 48-51), sowie einige Tabellen herüber genommen wurden, so ist doch Zweck und Inhalt eines Buches, wie ich es zunächst in meinem Laboratorium brauchte, hinlänglich verschieden von dem der vorhandenen Werke, um meiner Arbeit einen Platz neben diesen zu gewähren. Ich habe nicht den Anfänger im Auge gehabt, welcher im Begriffe steht, sich einerseits erst die erforderliche Handgeschicklichkeit zur Ausführung von Versuchen, andererseits eine genauere Anschauung von dem Verlauf der wichtigsten Erscheinungen zu erwerben, sondern vielmehr den Chemiker und Physiker, welcher den gebräuchlichen Cursus seines Faches bereits ganz oder grösstentheils erledigt hat, und das Bedürfniss empfindet, sich mit den Hilfsmitteln des gegenwärtig zu so grosser Bedeutung gelangten Grenzgebietes vertraut zu machen. Nicht weniger hoffe ich dem Techniker von Nutzen zu sein, welcher in der Zeit seiner Ausbildung nicht Gelegenheit zur Erlernung der

neueren Methoden gehabt zu haben pflegt, während ihre praktische Wichtigkeit in den verschiedensten Gebieten ausser Frage steht.

Aus diesem Zweck ergab sich die Nothwendigkeit, zunächst die so überaus wichtige Angelegenheit der Beurtheilung der möglichen Fehler oder der erforderlichen Genauigkeit der Messungen und Rechnungen überall in den Vordergrund zu rücken, zumal es bei dem durchschnittlichen Chemiker auch noch heute in diesem Punkte oft etwas bedenklich aussieht. Ferner aber ist es der physikalischen Chemie noch eigenthümlich, dass ihre Methoden und Hilfsmittel sich überaus schnell erweitern und verändern; der Experimentator auf diesem Gebiete muss daher über einen grossen Vorrath an Hilfsmitteln, Handgriffen und praktischen Vortheilen verfügen können, um den stets wechselnden Aufgaben gegenüber gerüstet zu sein. Ich habe daher der Erwähnung und Schilderung derartiger praktischer Dinge einen breiten Raum gewährt. geschah dies zunächst, um gegen die heute so verbreitete Hilflosigkeit anzukämpfen, dass um jede Kleinigkeit der Mechaniker in Anspruch genommen werden muss, weil man sich nicht getraut, ein Loch zu bohren oder einen Draht anzulöthen. Dazu muss ich freilich gestehen, dass mich aus meinen Kinderjahren eine ausgesprochene Freude am ,,Basteln", an mannigfaltiger Handarbeit durch das Leben begleitet hat; einen grossen Theil meiner Untersuchungen habe ich mit selbstgefertigten Apparaten durchgeführt, und die Vortheile, welche ich davon gehabt habe, sind so erheblich, dass ich dringend wünsche, sie auch meinen Mitarbeitern und Fachgenossen zuzuwenden.

Es

Ein Buch, wie das vorliegende, kann auf Vollständigkeit natürlich keinen Anspruch machen. Es wird unzweifelhaft viele Handgriffe und Hilfsmittel geben, welche ich nicht gekannt und erwähnt habe, und für manche der besprochenen Grössen mögen einfachere oder genauere Messmethoden vorhanden sein. Ich erbitte mir in dieser Beziehung dringend die Hilfe der Fachgenossen, in deren Hände das Buch gelangt und werde für jeden Wink zu seiner künftigen Verbesserung dankbar sein.

Die Tabellen habe ich auf das Nothwendigste beschränkt, da in nächster Zeit eine neue Auflage des überaus sorgfältigen Tabellenwerks von Landolt und Börnstein erscheinen soll, in welcher alles Erforderliche zu finden sein wird. Durch den jedem Exemplar beigelegten zweiten Abdruck der Tabellen auf einzelnen Blättern hoffe ich die Brauchbarkeit des Buches erhöht zu haben, da man dadurch bei laufender Arbeit nicht immer den ganzen Band in aufgeschlagenem Zustande vor sich zu haben braucht.

Herrn Dr. M. L. Blanc und Dr. J. Wagner bin ich für ihre Unterstützung beim Lesen der Korrekturen zu Dank verpflichtet. Leipzig, 10. Juli 1893.

W. Ostwald.

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