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EINLEITUNG

,,Kant ist kein Licht der Welt, sondern ein ganzes strahlendes Sonnensystem auf einmal." Mit diesen überschwenglichen Worten hat Jean Paul nicht nur der Meinung vieler seiner Zeitgenossen Ausdruck gegeben; sein Urteil hat auch die Nachwelt, mancher Schwankungen ungeachtet, zuletzt immer wieder von neuem bestätigt und bekräftigt. Denn in der Tat: kein anderer Denker der neueren Zeit hat eine so grundstürzende Wendung des philosophischen Denkens herbeigeführt, keiner eine so starke, tiefe und vielseitige Wirkung auf alle Gebiete des Geisteslebens ausgeübt, wie Kant es mit seiner Forderung einer Überprüfung der letzten Grundlagen unseres Wissens und Wollens getan hat. Und daß das Licht, das von diesem Genius der Menschheit ausging, auch in unseren Tagen noch nicht erloschen ist, beweist der Umstand, daß sein Werk nach mehr als ein Jahrhundert langer Auslegung, Bekämpfung, Verteidigung und Fortbildung auch für die Gegenwart noch als unausgeschöpfte Quelle philosophischer Einsicht gilt und darum immer von neuem wieder studiert wird, ja daß keine Philosophie ernst genommen zu werden verdient, welche eine klare Stellungnahme zu dessen Grundgedanken vermissen läßt. Es ist das Eigentümliche der zugleich nach rückwärts und nach vorwärts weisenden Janusstellung dieses Denkers, daß er alle Strömungen der Philosophie seiner Zeit in sich aufnimmt, aber auch abschließt und zugleich der Philosophie der kommenden Zeit völlig neue Wege weist. Denn Kant ist zugleich ein Ende und ein Anfang: das Ende des „dogmatischen" Philosophierens im Sinne eines ungeprüften Vertrauens oder Mißtrauens in die menschlichen Erkenntniskräfte, und der Anfang der „kritischen" Art des Denkens als der jeder weiteren Untersuchung vorausgehenden Besinnung auf die Natur und die Grenzen des menschlichen Geistes. Kant hat so die Philosophie im wahrsten Sinne sehend gemacht, indem er sie lehrte, jeden ihrer Schritte mit dem deutlichen Bewußtsein ihres Tuns zu begleiten und keine noch so be

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stechende Ansicht gelten zu lassen, welche nicht ihre legitime Grundlage vor dem höchsten Forum der kritischen Vernunft auszuweisen vermag. Kant bedeutet so vor allem einen Wendepunkt in der Methodik philosophischen Denkens. Zugleich aber verdanken wir ihm die Besitzergreifung einer neuen, höchstens vom Unverständnis bestrittenen Domäne philosophischer Untersuchung, die Aufschließung eines neuen, streng wissenschaftlichen Arbeitsgebietes: der zunehmenden Selbsterkenntnis der menschlichen Vernunft. Mehr als aus irgendeinem anderen Denker kann man daher aus Kant lernen, was Philosophie überhaupt ist, sein will und sein soll. Denn in keinem anderen paaren sich in solchem Maße innerer Schwung des Denkens mit nüchterner Besonnenheit, philosophischer Tiefsinn mit begrifflicher Klarheit, Kühnheit der Problemstellung mit vorsichtig abwägenden Lösungen. Wenn Kant selbst einmal sagt, daß man nicht Philosophie (es sei denn historisch), sondern nur philosophieren lernen könne, so gibt es dafür keine besseren Lehrbücher" als Kants eigene Werke. Die Schwierigkeit, welche auch heute noch das Eindringen in dieses scheinbar so festgefügte und doch dem Nachdenken auf Schritt und Tritt neue Fragen aufdrängende Gedankensystem bietet, lohnt sich überreich durch die strenge Schulung, aber auch durch die vielfache Anregung des Denkens, welche dieses Studium verheißt. Und nicht zuletzt ist es die Atmosphäre sittlicher Reinheit und Höhe, welche über dem Menschen und seinem Werke liegt, deren Anziehungskraft sich auch derjenige nicht zu entziehen vermag, der theoretisch andere Bahnen einschlagen zu müssen glaubt.

Die Philosophie, zumal in Deutschland, befand sich beim Auftreten Kants in einem Zustand beginnender Auflösung. Zwar schien der Rationalismus in Chr. Wolff (1679 bis 1754) eben erst seinen Höhepunkt erklommen zu haben. Vertreter seiner Lehre oder wie man nach dem Vorgange eines seiner Schüler, des Tübinger Theologieprofessors Bernhard Bilfinger (jedoch zum Verdruß des Meisters), auch zu sagen pflegte der Leibniz-Wolffischen Philosophie

beherrschten fast ausschließlich die Lehrkanzeln der deutschen Universitäten. Trotz der Eifersucht auf seine Originalität war aber Wolff im wesentlichen doch nur ein Epigone der großen, von Descartes über Malebranche und Spinoza zu Leibniz führenden rationalistischen Denkbewegung. Er hat die Leibnizischen Gedanken unter Aufnahme Aristotelischer Elemente

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