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vorgestellt. Ebenso ist es mit allen praktischen Sáhen bewandt, welche blos die Erzeugung der Gegenstände betreffen. Wenn Vors schriften, seine Glückseligkeit zu befördern, gegeben werden und z. B. nur von dem die Rede ist, was man an seiner eigenen Person zu thun habe, um der Glückseligkeit empfänglich zu sein, so werden nur die inneren Bedingungen der Möglichkeit derselben, an der Genügsamkeit, an dem Mittelmaaße der Neigungen, um nicht Leidenschaft zu werden u. f. w. als zur Natur des Subjects gehörig, und zugleich die Erzeugungsart dieses Gleichgewichts als eine durch uns selbst mögliche Caufalität; folglich Ulles als unmittelbare Fol= gerung aus der Theorie des Objects in Beziehung auf die Theorie unserer eigenen Natur (uns selbst als Ursachen) vorgestellt; mithin ist hier die praktische Vorschrift zwar der Formel, aber nicht dem Inhalte nach von einem theoretischen unterschieden. Es bedarf also keiner besonderen Art von Philosophie, um diese Verknüpfung von Gründen mit ihren Folgen einzusehen. Mit einem Worte: alle praktischen Säße, die dasjenige, was die Natur enthalten kann, von der Willkühr als Ursache ableiten, gehören insgesammt zur theoretischen Philosophie, als Erkenntniß der Natur; nur diejenigen, welche der Freiheit das Gesetz geben, sind dem Inhalte nach specifisch von jenen unterschieden. Man kann von den ersteren sagen: sie machen den praktischen Theil einer Philosophie der Natur aus, die lehteren aber gründen allein eine besondere praktische Philosophie.

Es liegt viel daran, die Philosophie nach ihren Theilen genau zu bestimmen, und zu dem Ende nicht dasjenige, was nur Folgerung oder Anwendung derselben auf gegebene Fälle ist, ohne besondere Principien zu bedürfen, unter die Glieder der Eintheilung der felben, als eines Systems, zu sehen. Praktische Säße werden von den theoretischen ́entweder in Ansehung der Principien oder der Fol gerungen unterschieden. Im lehteren Fall machen sie nicht einen besonderen Theil der Wissenschaft aus, sondern gehören zum theo retischen, als eine besondere Art von Folgerungen aus derselben. Nun ist die Möglichkeit der Dinge nach Naturgesehen von der nach

Gesehen der Freiheit ihren Principien nach wesentlich unterschieden. Dieser Unterschied besteht aber nicht darin, daß bei der letzteren die Ursache in einen Willen gefeßt wird, bei der ersten aber außer demselben, in die Dinge selbst; denn wenn doch der Wille keine an deren Principien befolgt, als die, von welchen der Verstand ein ficht, daß der Gegenstand nach ihnen, als blosen Naturgesehen, möglich sei, so mag immer der Sat, der die Möglichkeit des Gegenstandes durch Causalität der Willkühr enthält, ein praktischer Sah heißen, er ist doch dem Princip nach von den theoretischen Sázen, die die Natur der Dinge betreffen, gar nicht unterschieden, vielmehr muß er das seine von dieser entlehnen, um die Vorstellung eines Objects in der Wirklichkeit darzustellen.

Praktische Säße also, die dem Inhalte nach blos die Möglichkeit eines vorgestellten Objects (durch willkührliche Handlung) bès treffen, sind nur Anwendungen einer vollständigen theoretischen Erz kenntniß und können keinen besonderen Theil einer Wissenschaft auss machen. Eine praktische Geometrie, als abgesonderte Wissenschaft, ist ein Unding, obgleich noch so viel praktische Säße in dieser reinen Wissenschaft enthalten sind, deren die meisten, als Probleme, einer besonderen Anweisung zur Auflösung bedürfen. Die Aufgabe: mit einer gegebenen Linie und einem gegebenen rechten Winkel ein Quadrat zu construiren, ist ein praktischer Sah, aber reine Folge= rung aus der Theorie. Auch kann sich die Feldmeßkunst (agrimensoria) den Namen einer praktischen Geometrie keinesweges anmaßen und ein besonderer Theil der Geometrie überhaupt heißen, sondern gehört in Scholien der letteren, nämlich den Gebrauch dieser Wissenschaft zu Geschäften *).

*) Diese reine und ebendarum ́erhabene Wissenschaft scheint sich etwas von ihrer Würde zu vergeben, wenn sie gesteht, daß sie, als Elementargeometrie, obzwar nur zwei, Werkzeuge zur Construction ihrer Begriffe brauche, nämlich den Zirkel und das Lineal, welche Construction fie allein geometrisch, die der höheren Geometrie dagegen mechanisch nennt, weit zu der Construction der Begriffe der lehteren zusammengesezte Maschinen erfordert werden. Allein man versteht auch unter den ersteren nicht die wirklichen Berkzeuge (circinus et regula), welche niemals mit mathematischer Prâcision

Selbst in einer Wissenschaft der Natur, sofern sie auf empirifchen Principien beruht, nämlich der eigentlichen Physik, können die praktischen Verrichtungen, um verborgene Naturgesehe zu entdecken, unter dem Namen der Experimentalphysik, zu der Benennung einer praktischen Physik, (die ebensowohl ein Unding ist,) als eines Theils der Naturphilosophie, keinesweges berechtigen; denn die Principien, wornach wir Versuche anstellen, müssen immer selbst aus der Kenntniß der Natur, mithin aus der Theorie hergenommen werden. Eben das gilt von den praktischen Vorschriften, welche die willkührliche Hervorbringung eines gewissen Gemüthszustandes in uns betreffen (z. B. den der Bewegung oder Bezähmung der Einbildungskraft, die Befriedigung oder Schwächung der Neigungen). Es gibt keine praktische Psychologie, als besonderen Theil der Philosophie über die menschliche Natur. Denn die Principien der Möglichkeit seines Zustandes vermittelst der Kunst müssen von denen der Möglichkeit unserer Bestimmung, aus der Beschaffenheit unserer Natur entlehnt werden, und obgleich jene in praktischen Säßen bestehen, so machen sie doch keinen praktischen Theil der empirischen Psychologie aus, weil sie keine besonderen Principien haben, sondern gehören blos zu den. Scholien derselben.

Ueberhaupt gehören die praktischen Såße, (sie mögen rein a priori oder empirisch sein,) wenn sie unmittelbar die Möglichkeit eines Objects durch unsere Willkühr aussagen, jederzeit zur Kenntniß der Natur und dem theoretischen Theile der Philosophie. Nur die, welche direct die Bestimmung einer Handlung, blos durch die Vorstellung ihrer Form (nach Geseßen überhaupt) ohne Rücksicht auf die Mittel des dadurch zu bewirkenden Objects, als nothwendig darstellen, können und müssen ihre eigenthümlichen Principien (in der Idee der Freiheit) haben, und ob sie gleich auf eben diese Principien den Begriff eines Objects des Willens (das höchste Gut) gründen, so gehört dieses doch nur indirect als Folgerung der

jene Gestalten geben könnten, sondern sie sollen nur die einfachsten Darstellungsarten der Einbildungskraft a priori bedeuten, der kein Instrument es gleich thun kann.

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praktischen Vorschrift, (welche nunmehr sittlich heißt,) an. Auch kann die Möglichkeit desselben durch die Kenntniß der Natur (Theorie) nicht eingesehen werden. Nur jene Såße gehören also allein zu einem besonderen Theile eines Systems der Vernunfterkenntniß, uns ter dem Namen der praktischen Philosophie.

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Alle übrigen Säge der Ausübung, an welche Wissenschaft sie sich auch immer anschließen mögen, können, wenn man etwa Zweideutigkeit besorgt, statt praktischer, technische Säße heißen. Denn fie gehören zur Kunst, das zu Stande zu bringen, wovon man will, daß es sein soll, die bei einer vollständigen Theorie jederzeit eine blese Folgerung, und kein für sich bestehender Theil irgend einer Art von Anweisung ist. Auf solche Weise gehören alle Vorschriften der Geschicklichkeit zur Technik und mithin zür theoretischen Kenntniß der Natur, als Folgerungen derselben. Wir werden uns aber künftig des Ausdrucks der Technik auch bedienen, wo Gegenstände der Natur bisweilen blos nur so beurtheilt werden, als ob ihre Möglichkeit sich auf Kunst gründe, in welchen Fällen die Urtheile weder theoretisch, noch praktisch (in der zuleht angeführten Bedeutung) sind, indem sie nichts von der Beschaffenheit des Objects, noch der Art,es: hervorzubringen, bestimmen, sondern wodurch die Natur selbst, aber blos nach der Unalogie mit einer Kunst, und zwar in subjectiver Beziehung auf unser Erkenntnißvermögen, nicht in objectiver auf die Gegenstände, beurtheilt wird. Hier werden wir nun die Urtheile selbst zwar nicht technisch, aber doch die Urtheilskraft, auf deren Gesetze sie sich gründen, und ihr gemäß auch die Natur technisch nennen, welche Technik, da sie keine obs jectiv bestimmenden Såhe enthält, auch keinen Theil der doctrinalen Philosophie, sondern nur der Kritik unseres Erkenntnißvermögens ausmacht.

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Von dem Systeme aller Vermögen des menschlichen Gemüths.

Wir können alle Vermögen des menschlichen Gemüths ohne Ausnahme auf die drei zurückführen: das Erkenntnißvermögen,

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das Gefühl der Luft und Unlust, und das Begehrungsvermögen. Zwar haben Philosophen, die wegen der Gründliche keit ihrer Denkungsart übrigens alles Lob verdienen, diese Verschiedenheit nur für scheinbar zu erklären und alle Vermögen aufs blose Erkenntnißvermögen zu bringen gesucht. Allein des läßt sich sehr leicht darthun, und feit einiger Zeit hat man es auch schon eingesehen, daß dieser, sonst im åchten philosophischen Geiste unternommene Versuch, Einheit in diese Mannigfaltigkeit der Vermögen hereinzubringen, vergeblich sei; denn es ist immer ein großer Unter schied zwischen Vorstellungen, sofern sie, blos aufs Object und die Einheit des Bewußtseins derselben bezogen, zum Erkenntniß gehören, imgleichen zwischen derjenigen objectiven Beziehung, da sie, zue gleich als Ursache der Wirklichkeit dieses Objects betrachtet, zum Begehrungsvermögen gezählt werden, und ihrer Beziehung" blos aufs Subject, da sie für sich selbst Gründe find, ihre eigene Eristenz in demselben blos zu erhalten, und sofern im Vorhältnisse zum Gefühle der Luft betrachtet werden; welches lettere schlechterdings kein Erkenntniß ist, noch verschafft, ob es zwar dergleichen zumi Bestimmungsgrunde voraussehen mag. Muni 700

Die Verknüpfung zwischen dem Erkenntnisse eines Gegenstans des und dem Gefühle der Luft und Unluft an der Existenz desselben, oder die Bestimmung des Begehrungsvermögens, ihn hervorzubrine gen, ist zwar empirisch kennbar genug; aber da dieser Zusammenhang auf keinem Princip a priori gegründet ist, so machen infofern die Gemüthskräfte nur ein Aggregat und kein System aus. Nun gelingt es zwar, zwischen dem Gefühle der Lust und den anderen beiden Vermögen eine Verknüpfung a priori herausbringen [und,] wenn wir ein Erkenntniß a priori, nämlich den Vernunftbegriff der Freiheit mit dem Begehrungsvermögen als Bestimmungsgrund desselben verknüpfen, in dieser objectiven Bestimmung zugleich subjectiv ein in der Willensbestimmung enthaltenes Gefühl der Lust anzutreffen. Aber auf die Art ist das Erkenntnißvermögen nicht vermittelst der Lust oder Unlust mit dem Begehrungsvermögen verbunden; denn sie geht vor diesem nicht vorher, sondern folgt

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