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wendiger Weise. Bis dahin erhellet, daß ein Daseyn eines oder mehrerer Dinge selbst aller Möglichkeit zum Grunde liege, und daß dieses Daseyn an sich selbst nothwendig sey. Man kann hieraus auch leichtlich den Begriff der Zufälligkeit abnehmen. Zufällig ist nach der Worterklärung, dessen Gegentheil möglich ist. Um aber die Sacherklärung davon zu finden, so muß man auf folgende Art unterscheiden. Im logischen Vers stande ist dasjenige als ein Prádicat an einem Subjekte zufällig, dessen Gegentheil demselben nicht widerspricht. 3 E. Einem Triangel überhaupt ist es zuz fällig, daß er rechtwinklicht sey. Diese Zufälligkeit findet lediglich bei der Beziehung der Prådicate zu ihren Subjekten statt, und leidet, weil das Daseyn kein Prádicat ist, auch gar keine Anwendung auf die Existenz. Dagegen ist im Realverstande zufällig, dasjenige, dessen Nichtseyn zu denken ist, das ist, dessen Aufhebung nicht alles Denkliche aufhebt. Wenn demnach die innere Möglichkeit der Dinge ein gewisses Daseyn nicht vor aussett, so ist dieses zufällig, weil sein Gegentheil die Möglichkeit nicht aufhebt. Oder: Dasjenige Daseyn, wodurch nicht das Materiale zu allem Denklichen ·ge= geben ist, ohne welches also noch etwas zu denken, das ist, möglich ist, dessen Gegentheil ist im Realverstande möglich, und das ist in eben demselben Vérstande auch zufällig.

3.

Das nothwendige Wesen ist einig.

Weil das nothwendige Wesen den legten Realgrund aller andern Möglichkeit enthält, so wird ein

jedes andere Ding nnr möglich seyn, in so fern es durch ihn als einen Grund gegeben ist. Demnach kann ein jedes andere Ding nur als eine Folge von ihm statt finden, und ist also aller andern Dinge Möglichkeit und Daseyn von ihm abhängend. Etwas aber was selbst abhängend ist, enthält nicht den legten Realgrund aller Möglichkeit, und ist demnach nicht schlechterdings nothwendig. Mithin können nicht mehrere Dinge ab folut nothwendig seyn.

Sezzet A sen ein nothwendiges Wesen, und B ein anderes. So ist vermöge der Erklärung, B nur in so fern möglich, als es durch einen andern Grund A, als die Folge desselben gegeben ist. Weil aber vermöge der Vorausseßung B felber nothwendig ist, so ist seine Mdglichkeit in ihm als ein Prádicat, und nicht als eine Folge aus einem andern, und doch nur als eine Folge laut dem vorigen gegeben, welches sich widerspricht.

4.

Das nothwendige Wesen ist einfach.

Daß kein Zusammengesettes aus vielen Substanzen, ein schlechterdings nothwendiges Wesen seyn könne, ers hellet auf folgende Art. Sehet es sey nur eins seiner Theile schlechterdings nothwendig, so sind die andern nur insgesammt als Folgen durch ihn möglich, und gehören nicht zu ihm als Nebentheile. Gedenket euch, es waren mehrere oder alle nothwendig, so widerspricht dieses der vorigen Nummer. Es bleibt demnach nichts übrig, als sie müssen ein jedes besonders zufällig, alle

felbe möglich seyn, so ist dieses nicht so zu verstehen, daß alle mögliche Realität zu seinen Bestimmungen ges höre. Dieses ist eine Vermengung der Begriffe, die bis dahin ungemein geherrscht hat. Man ertheilt alle Realitäten Gott, oder dem nothwendigen Wesen ohne Unterschied als Prädicate, ohne wahrzunehmen, daß fie nimmermehr in einem einzigen Subjecte als Bestims mungen neben einander können statt finden. Die Uns durchdringlichkeit der Körper, die Ausdehnung u. d. g. können nicht Eigenschaften von demjenigen seyn, der da Verstand und Willen hat. Es ist auch umsonst eine Ausflucht darin zu suchen, daß man die gedachten Beschaffenheiten nicht für wahre Realitåten halte. Es ist ohne allen Zweifel der Stoß eines Körpers oder die Kraft des Zusammenhanges etwas wahrhaftig Positi ves. Eben so ist der Schmerz in den Empfindungen eines Geistes nimmermehr eine bloße Beraubung. Ein irriger Gedanke hat eine solche Vorstellung dem Scheine nach gerechtfertigt. Es heißt, Realität und Reas lität widersprechen einander niemals, weil beides wahs re Bejahungen seyn. Demnach widerstreiten sie auch einander nicht in einem Subjecte. Ob ich nun gleich einräume, daß hier kein logischer Widerspruch sey, so ist dadurch doch nicht die Realrepugnanz gehoben. Diese findet jederzeit statt, wenn etwas, als ein Grund, die Folge von etwas anderm durch eine reale Entge gensetzung vernichtigt. Die Bewegungskraft eines Körpers nach einer Direction, und die Tendenz mit gleichem Grade in entgegengeseßter stehen nicht im Widerspruche. Sie sind auch wirklich zugleich in'einem

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Körper

Körper möglich. Aber eine vernichtigt die Realfolge aus der andern, und da sonst von jeder insbesondere die Folge eine wirkliche Bewegung seyn würde, so ist sie jezt von beiden zusammen in einem Subjecte O, das ift, die Folge von diesen entgegengesetzten Bewegungse Fráften ist die Ruhe. Die Ruhe aber ist ohne Zweifel möglich, woraus man denn auch sieht, daß die Realrepugnanz ganz was anders sey als die logische, oder der Widerspruch; denn das, was daraus folgt, ist schlechterdings unmöglich. Nun kann aber in dem allers realften Wesen keine Realrepugnanz oder positiver Wiz derstreit seiner eigenen Bestimmungen seyn, weil die Folge davon eine Beraubung oder Mangel feyn würde, welches seiner höøsten Realität widerspricht, und da, wenn alle Realitåten in demselben als Bestimmungen lågen, ein solcher Widerstreit entstehen müßte, so tóne nen sie nicht insgesammt als Prådicate in ihm seyn, mithin, weil sie doch alle durch ihn gegeben seyn, fo werden sie entweder zu seinen Bestimmungen oder Fols gen gehören.

Es könnte auch beim ersten Anblick scheinen zu folgen: daß, weil das nothwendige Wesen den legten Realgrund aller andern Möglichkeit enthält, in ihm auch der Grund der Mängel und Berneinungen der Wesen der Dinge liegen müsse, welches, wenn es zus gclassen würde, auch den Schluß veranlassen dürfte, daß es felbft Negationen unter seinen Prädicaten haben müsse, und nimmermehr nichts als Realität. Allein man richte nur seine Augen auf den einmal festgesetzten Begriff desselben. In seinem Daseyn ist, seine eigene G

2ter Band.

Möglichkeit ursprünglich gegeben. Dadurch, daß es nun andere Möglichkeiten seyn, wovon es den Realgrund enthält, folgt nach dem Sage des Widerspruchs, daß es nicht die Möglichkeit des realsten Wesens selber, und daher solche Möglichkeiten, welche Verneinungen und Mängel enthalten, seyn müssen.

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Demnach beruht die Möglichkeit aller andern Dinge, in Ansehung dessen, was in ihnen real ist, auf dem nothwendigen Wesen, als einem Realgrunde, die Mängel aber, darauf, weil es andere Dinge und nicht das Urwesen selber find, als einem logischen Grunde. Die Möglichkeit des Körpers, in so fern er Ausdehnung, Kråfte u. d. g. hat, ist in dem Obersten aller Wesen gegründet; in so ferne ihm die Kraft zu denken gebricht, so liegt diese Verneinung in ihm selbst, nach dem Sag des Widerspruchs.

In der That sind Verneinungen an sich selbst nicht Etwas, oder denklich, welches man sich leichtlich auf folgende Art faßlich machen kann. Sezet nichts als Negationen, so ist gar nichts gegeben, und kein Etwas, das zu denken wåre. Verneinungen find also nur durch die entgegengesezten Positionen denklich, oder vielmehr, es sind Positionen möglich, die nicht die größten seyn. Und hierin liegen schon, nach dem Sage der Identität die Berneinungen selber. Es fällt auch leicht in die Augen, daß alle den Möglichkeiten anderer Dinge beiz wohnende Berneinungen keinen Realgrund, (weil fie nichts Positives sind) mithin lediglich einen logischen Grund voraussetzen.

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