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gebraucht werden, so muß man hier bei jedesmaliger Anwendung des Begriffs, wenn gleich die Benennung desselben nach dem Redegebrauch sich genau zu schicken scheint, mit großer Behutsamkeit Acht haben, ob es auch wirklich einerlei Begriff sey, der hier mit eben demselben Zeichen verbunden worden. Wir sagen, ein Mensch unterscheidet das Gold vom Meßing, wenn er erkennet: daß in einem Metalle z. E. nicht dicjenige Dichtigkeit sey, die in dem andern ist. Man sagt aus Herdem, das Vich unterscheidet ein Futter vom andern, wenn es das eine verzehrt, und das andre liegen läßt. Hier wird in beiden Fållen das Wort: unterscheiden: gebraucht, ob es gleich im erstern Falle so viel heist, als den Unterschied erkennen, wels ches niemals geschehen kann, ohne zu urtheilen; im zweiten aber nur anzeigt, daß bei unterschiedlichen Vorstellungen unterschiedlich gehandelt wird, wo eben nicht nöthig ist, daß ein Urtheil vorgehe. Wie wir denn am Viehe nur gewahr werden: daß es durch verschiedene Empfindungen zu verschiedenen Handluns gen getrieben werde, welches ganz wohl möglich ist, ohne daß es im mindesten über die Uebereinstimmung oder Verschiedenheit urtheilen darf.

Aus allem diefem flieffen die Regeln derjenigen Methode, nach welcher die höchstmögliche metaphysis sche Gewißheit en zig und allein kann erlangt werden, ganz natürlich. Sie sind von denen sehr verschieden, die man bis daher befolgt hat, und verheissen einen dermaßen glücklichen Ausgang, wenn man sie zur Ans

wendung bringen wird, dergleichen man auf einem andern Wege niemals hat erwarten können. Die erste und vornehmste Regel ist diese: daß man ja nicht von Erklärungen anfange, es müßte denn etwa blös die Worterklärung gesucht werden, z. E. nothwendig ist, dessen Gegentheil unmöglich ist. Aber auch da sind nur wenig Fälle, wo man so zuversichtlich den deutlich bestimmten Begriff gleich zu Anfange festsehen kann. Vielmehr suche man in seinem Gegenstande zuerst dass jenige mit Sorgfalt auf, dessen man von ihm unmittelbar gewiß ist, auch ehe man die Definition davon hat. Man ziehe daraus Folgerungen, und suche hauptsäch lich nur wahre und ganz gewisse Urtheile von dem Obs jecte zu erwerben, auch ohne sich noch auf eine vers hofte Erklärung Staat zu machen, welche man niemals wagen, sondern dann, wenn sie sich aus den augenscheinlichsten Urtheilen deutlich darbietet, allererst einråumeņ muß. Die zweite Regel ist: daß man die unmittelbaren Urtheile von dem Gegenstande, in Anschung desjenigen, was man zuerst in ihm mit Gewißheit ans trifft, besonders aufzeichnet, und nachdem man gewiß ist, daß das eine in dem andern nicht enthalten sen, sic so wie die Ariomen der Geometrie, als die Grundlage zu allen Folgerungen voranschickt. Hieraus folgt, daß man in den Betrachtungen der Metaphysik jederzeit dasjenige besonders auszeichne, was man gewiß weiß, wenn es auch wenig wäre, obgleich man auch Versuche von ungewissen Erkenntnissen machen kann, um zu sehen, ob sie nicht auf die Spuhr der gewissen Erkenntnis führen dürften, so doch, daß man sie nicht mit

den ersteren vermengt. Ich führe die andern Verhal tungsregeln nicht an, die diese Methode mit jeder ans dern vernünftigen gemein hat, und schreite nur dazu, fie durch Beispiele deutlich zu machen.

Die ächte Methode der Metaphysik ist mit ders jenigen im Grunde einerlei, die Newton in die Naturwissenschaft einführte, und die daselbst von so nugbaren Folgen war. Man soll, heist es daselbst, durch sichere Erfahrungen, allenfalls mit Hülfe der Geometrie, die Regeln aufsuchen, nach welchen ges wisse Erscheinungen der Natur vorgehen. Wenn man gleich den ersten Grund davon in den Körpern nicht eins sieht, so ist gleichwohl gewiß, daß sie nach diesem Geseze wirken, und man erklärt die verwickelten Naturs begebenheiten, wenn man deutlich zeigt, wie sie unter diesen wohlerwiesenen Regeln enthalten seyn. Eben so in der Metaphysik: suchet durch sichere innere Erfah rung, d. í. ein unmittelbares augenscheinliches Bes wußtseyn, diejenigen Merkmale auf, die gewiß im Begriffe von irgend einer allgemeinen Beschaffenheit liegen, und ob ihr gleich das ganze Wesen der Sache nicht fennét, so könnt ihr euch doch derselben sicher bedienen, um vieles in dem Dinge daraus herzuleiten.

Beispiel

Der einzig sichern Methode der Metaphysik, an der Ers kenntniß der Natur der Körper.

Ich beziche mich um der Kürze willen auf einen Beweis, der in der ersten Betrachtung am Ende des

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zweiten Sphs mit wenigem angezeigt wird, um den Sag zuerst hier zum Grunde zu legen: daß ein jeder Körper aus einfachen Substanzen bestehen müsse. Ohne daß ich ausmache, was ein Körper sey, weiß ich doch gewiß, daß er aus Theilen besteht, die existiren würs den, wenn fie gleich nicht verbunden waren; und wenn der Begriff einer Substanz ein abstrahirter Begriff ist, so ist er es ohne Zweifel von den körperlichen Dingen der Welt. Allein es ist auch nicht einmal nöthig, fie Substanzen zu nennen, genug, daß hieraus mit größefter Gewißheit gefolgert werden kann, ein Körper bestehe aus einfachen Theilen, wovon die augenscheinliche Zera gliederung leicht, aber hier zu weitläuftig ist. Nun kann ich vermittelst untrüglicher Beweise der Geometrie darthun; daß der Raum nicht aus' einfachen Theilen bestehe, wovon die Argumente genugsam bekannt sind. Demnach ist eine bestimmte Menge der Theile eines jeden Körpers, die alle einfach sind, und eine gleiche Menge Theile des Raums, den er einnimmt, die alle zusammengesezt seyn. Hieraus folgt, daß ein jeder einfache Theil (Element) im Körper einen Raum eins nehme. Frage ich nun, was heist einen Raum eins nehmen? so werde ich, ohne mich um das Wesen des Raums zu bekümmern, inne, ¡daß' wenn ein Raum von jedem Dinge durchdrungen werden kann, ohne daß etwas da ist, das da widersteht, man allenfalls, wenn es beliebte, sagen möchte, es wåre etwas in diesem Raume, niemals aber, dieser Raum wérde wovon eingenommen. Woraus ich erkenne: daß ein Raum wovon eingenommen ist, wenn etwas da ist,

was einem bewegten Körper widersteht, bei der Bes strebung in denselben einzudringen. Dieser Widerstand aber ist die Undringlichkeit. Demnach nehmen die Körper den Raum ein durch undurchdringlichkeit. Es ist aber die Impenetrabilität eine Kraft. Denn sie åussert einen Widerstand, d. i. eine einer åuffern Kraft entgegengesezte Handlung. Und die Kraft, die einem. Körper zukommt, muß seinen einfachen Theilen zukommen. Demnach erfüllen die Elemente eines jeden Kör pers ihren Raum durch die Kraft der Undurchdringlichs keit. Ich frage aber ferner, ob denn die ersten Ele mente darum nicht ausgedehnt sind, weil ein jegliches im Körper einen Raum erfüllet? Hier kann ich einmal eine Erklärung anbringen, die unmittelbar gewig ist: nåmlich dasjenige ist ausgedehnt, was für fich (absolute) gesezt einen Raum erfüllt, so wie ein jeder einzelner Körper, wenn ich gleich mir vorstelle, daß sonst ausser ihm nichts wäre, einen Raum erfüllen würde. Allein betrachte ich nun ein schlechterdings eins faches Element, so ist, wenn es allein (ohne Verknü pfung mit andern) gesezt wird, unmöglich, daß in ihm vieles sich aufferhalb einander befånde, und es absolute einen Raum einnehme. Daher kann es nicht ausgedehnt seyn. Da aber eine gegen viel aufserliche Dinge angewandte Kraft der Undurchdringlichkeit die Ursache ist, daß das Element einen Raum einnimmt, so sehe ich, daß daraus wohl eine Vielheit in seiner dussern Handlung, aber keine Vielheit in Ansehung inz #erer Theile fliesse, mithin es darum nicht ausgedehnt

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