Immanuel Kants Von August Messer Professor der Philosophie Mit einem Bildnis Verlag Strecker und Schröder, Stuttgart 1924 53855012 Alle Rechte vorbehalten Copyright by Strecker und Schröder Stuttgart 1924 Druck von Strecker und Schröder in Stuttgart Mehr als je müssen wir Deutsche in der Gegenwart deffen gedenken, was uns innerlich einigen kann, was wir gemeinsam haben an geistigem Besit. Dazu zählen in erster Linie unsere Großen und ihre Werke. Daß Kant zu diesen „Großen“ gehört: darum ist kein Streit mehr. Aber wie klein ist noch die Zahl unserer Volksgenossen, denen er wirklich etwas bedeutet. Zwar haben wir eine kaum noch übersehbare Kant-Literatur. Aber sie trägt zum weitaus größten Teil einen streng gelehrten Charakter. Dankbar erkennen wir an, was sie geleistet hat und leistet für das Verständnis, die Beurteilung und Weiterbildung der kantischen Philosophie. Aber je mehr man in diese eindringt und dabei ein Gefühl sich bewahrt für die geistigen Nöte unseres Volkes, um so mehr wird man es als nationale Pflicht empfinden, die geistigen Schäße, die man bei Kant findet, in eine Form zu bringen, die es einem möglichst weiten Kreis von Volksgenoffen erlaubt, ebenfalls diese Schäße zu erwerben, um sie zu besitzen. Das noch heute verbreitete Vorurteil, Kant verständlicher machen bedeute ihn verflachen, kann nur durch die Tat widerlegt werden. 551 Im Sittlichen liegt der Schwerpunkt von Kants Persönlichkeit und Philosophie. Darum ist hier der Versuch gemacht, vom Sittlichen her das Verständnis des ganzen Systems zu erschließen. Nach unserer Überzeugung ist das geistige Erbe Kants für unser Volk noch längst nicht ausgeschöpft. Auch heute noch kann er uns anleiten, zu den großen Lebens- und Weltproblemen eine selbständige Stellung zu finden und wertvollen Sinn in unser Leben und Tun zu bringen. Dafür mag dies Buch Zeugnis ablegen. August Messer |