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der geschichtlichen bzw. kulturwissenschaftlichen Erkenntnis klarzustellen und das System der Philosophie auf den Wertbegriff zu begründen. Die realistische Richtung hat in Oswald Külpe ihren bedeutendsten Vertreter gefunden1. Mögen diese Neukantianer mannigfach über Kant hinausgegangen sein: jedenfalls wissen sie sich alle tief in seiner Schuld, und jedenfalls kann keiner in den Geist der echten Nachfolger Kants eindringen, der nicht durch die Schule Kants gegangen ist. Sein kritischer Sinn aber muß wachgehalten werden, um uns bei neuen metaphysischen Versuchen vor den Ikarusflügen des spekulativen Idealismus zu behüten. Nicht minder kann er uns bewahren vor den Verlockungen frisch erstarkter theosophischer und anthroposophischer Schwärmerei und vor dem „vornehmen Ton“ einer sich genial gebärdenden „Gefühls“und Intuitions“philosophie3. Aber nicht nur zum Schuß gegen manches Bedenkliche in unserem Kulturleben rufen wir Kants Geist herauf. Seine Philosophie ist ihm ja nie bloße Theorie oder gar gelehrter Lurus gewesen; sie war aus innerer Lebensnot herausgeboren und hat ihm geholfen, das Leben und seine Nöte zu meistern. Die Seele dieser Philosophie aber ist sittliche Tüchtigkeit und ehrfürchtiger Glaube an das Gute und Göttliche. Wer wünschte nicht, daß diese Mächte auch die Seele unseres Volkes wieder zur Gesundung führten?!

1 Näheres über diese Richtungen in meiner „Philosophie der Gegenwart" 5. Aufl. 1924.

2 H. Frick, Anthroposophische Schau und religiöser Glaube (Strecker und Schröder, Stuttgart 1923).

3

Vgl. H. Rickert, Die Philosophie des Lebens. 2. Auflage (Mohr, Tübingen 1922); A. Messer, Oswald Spengler als Philosoph (Strecker und Schröder, Stuttgart 1922).

Schriftenverzeichnis

1. Ausgaben von Kants Werken

J. Kants Werke, Gesamtausgabe in 10 Bänden von G. Hartenstein. 1838/39.

J. Kants sämtliche Werke in 12 Bänden von K. Rosenkranz und F. W. Schubert. 1838/42.

J. Kants sämtliche Werke in chronologischer Reihenfolge in 8 Bänden von G. Hartenstein. 1867/69.

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Neuere Gesamtausgaben, zum Teil noch unvollendet, wurden veranstaltet von J. H. Kirchmann in der jest im Verlag Meiner, Leipzig, erscheinenden „, Philosophischen Biblio thef" [Ph. B.], wovon eine vollständige Neubearbeitung von K. Vorlaender und anderen in 10 Bänden, 1904 ff., herauskam; ferner von E. Cassirer in 11 Bänden, 1912/18, und von der Preußischen Akademie der Wissenschaften seit 1900 (1923 waren erschienen Band I-VIII und X—XVI). Die wichtigsten Schriften sind auch in Reclams Universalbibliothek erschienen. Nach diesen sind die drei Kritiken, die Prolegomena und Religion i. d. Gr. zitiert; die übrigen nach der Akademie-Ausgabe (Ak.). Gr. in Zitaten bedeutet „Grund. legung zur Metaphysik der Sitten"; r. V.; pr. V.; U. die drei Kritiken; Prol. die Prolegomena; Rel. die religionsphilosophische Schrift.

Aus Kants Nachlaß wurden unter anderem herausgegeben: Kants Vorlesungen über die Metaphysik, herausgegeben von Pölik. 1821.

Reflexionen Kants zur Kritik der reinen Vernunft, herausgegeben von B. Erdmann. 1884.

Lose Blätter aus Kants Nachlaß, herausgegeben von R. Reice. 1889.

2. Ausführlichere Gesamtdarstellungen

K. Fischer im III. Band seiner „Geschichte der neueren Philosophie". 1860, 5. Auflage 1909 (in 2 Teilen).

Fr. Paulsen, Kant, sein Leben und seine Lehre. 1898, 6. Auflage 1920.

G. Simmel, Kant. 1904, 5. Auflage 1921.

Br. Bauch, Immanuel Kant. 1917, 2. Auflage 1921.

E. Cassirer, Kants Leben und Lehre. 1918, 4. Auflage 1921. R. Reininger, Kant, seine Anhänger und seine Gegner. 1923.

3. Einzelschriften

a) Über Kants Leben und Charakter von Zeitgenossen: L. E. Borowski, Darstellung des Lebens und Charakters J. Kants. 1804.

R. B. Jachmann, J. Kant in Briefen an einen Freund. 1804. E. A. C. Wasianski, Kant in seinen leßten Lebensjahren. 1804. Die drei genannten einander ergänzenden Schriften find bald nach dem Tode Kants unter dem gemeinsamen Titel „Immanuel Kant in Königsberg" erschienen; Neudruck 1912. Eine wich. tige Quelle ist auch Kants Briefwechsel, herausgegeben von R. Reicke in der Ak.-Ausg., Band X—XII.

Die beste moderne Biographie ist K. Vorlaender, Kants Leben. 1911, 2. Auflage 1922.

b) Über einzelne Werke und Gebiete von Kants

Philosophie

E. Adickes, Kants Opus postumum. Dargestellt und beurteilt. 1920. H. Cohen, Kants Theorie der Erfahrung. 2. neubearbeitete Auflage. 1885 u. ö.

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H. Cohen, Kants Begründung der Ästhetik. 1889.

O. Ewald, Kants Methodologie in ihren Grundzügen. 1906.
W. Goedeckemeyer, Kants Lebensanschauung. 1921.
R. Kroner, Kants Weltanschauung. 1914.

A. Liebert, Wie ist kritische Philosophie überhaupt möglich? 2. Auflage 1923.

E. Marcus, Kants Weltgebäude. 2. Auflage 1920.

- Der kategorische Imperativ. 2. Auflage 1921. A. Messer, Kants Ethit. 1904 (Veit, Leipzig).

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Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft. 1922 (Verlag Strecker und Schröder, Stuttgart).

Geschichte der Philosophie. 6. und 7. Auflage 1922 (Samm lung Quelle und Meyer, Leipzig; besonders Band III „Von Kant bis Hegel").

Al. Riehl, Der philosoph. Kritizismus. Band I 1876. 2. Aufl. 1908. A. Stadler, Die Grundsäße der reinen Erkenntnistheorie. 1876. Kants Teleologie. 1874.

H. Vaihinger, Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft I 1881, II 1892. Dieses gewaltige Wert erstreckt sich leider nur auf einen kleinen Teil der Kritik. Eine 2. Auflage davon hat R. Schmidt 1922 veranstaltet.

J. Volkelt, J. Kants Erkenntnistheorie nach ihren Grund prinzipien analysiert. 1879.

Weitere Kant-Literatur in großer Fülle findet man in Friedr. Überwegs Grundriß der Geschichte der Philosophie III. Teil. 11. Auflage. Herausgegeben von M. Frischeisen-Köhler, wo die Kant-Literatur vierzig eng gedruckte Seiten (67*-107*) füllt. Wertvollste Beiträge zum Verständnis und zur Beurteilung der Kantischen Philosophie bietet die von H. Vaihinger 1896 begründete Zeitschrift „Kant-Studien“ mit ihren Ergänzungsheften. Sie ist zugleich Vereinszeitschrift der 1904 ebenfalls von Vaihinger begründeten „Kant-Gesellschaft“, deren stellvertretender Geschäftsführer Professor Dr. Arthur Liebert, Berlin W 15, Fasanenstraße 48, ist.

Verzeichnis philosophischer Ausdrücke

mit Angabe der Stellen, an denen sie erklärt werden

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