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Ls wird auch diese meine Erleuterung dazu dienen, dafs alle unparteyische Leute daraus deutlich erkennen werden, dafs die Stifftung dieser Universitat und die Hintertreibung der dawieder hier und da vielfaltig vorgenommenen Hindernisse mehr der Gottlichen Providenz als menschlicher List zuzuschreiben sey.

Thomasius.

Vorwort.

Die bevorstehende Jubelfeier der Friedrichs-Universität in Halle legte den leitenden Kreisen den Gedanken nahe, zu dem Feste eine Geschichte dieser Hochschule hergestellt zu sehen, welche ihre äufsere und innere Entwickelung so wie ihre Stellung in dem allgemeinen Gange der Wissenschaft bis auf die Gegenwart darlege. Sowol die Universität als der Herr Minister wünschten diese Arbeit mir zu übertragen; ungeachtet einiger Bedenken habe ich dem um so weniger widerstreben dürfen, als die Pflichten meines Amtes naturgemäfs auch meine Neigung zu unserer Hochschule geweckt hatten.

Bei dieser umfangreichen Aufgabe ist mir vielfache Hilfe zu Teile geworden; es ist mir ein Bedürfnis dies von Herzen anzuerkennen. Mit lebhaftem Danke habe ich zuvörderst die reiche Unterstützung zu erwähnen, welche der damalige Unterrichtsminister Herr von Gofsler mir nach verschiedenen Seiten geschenkt hat. Auf sein Fürwort fand ich die ausgiebigste und freundlichste Förderung in dem Geheimen Staatsarchiv zu Berlin, welches seine Schätze mir über meine Kenntnis hinaus auf das bereitwilligste eröffnete. Ähnliche Güte habe ich bei Benutzung des theologischen Fakultätsarchivs in Leipzig erfahren. Manche Aufklärung über die mir ferner liegenden Fachwissenschaften gewann ich aus den Mitteilungen hiesiger Professoren; insbesondere habe ich des nimmer versagenden Rats zu gedenken, mit welchem unser Oberbibliothekar Herr Geheimrat Hartwig meinen Vorarbeiten zu Hilfe gekommen ist.

Ob es mir gelungen ist den weitschichtigen und viel gegliederten

Stoff zu einem Gesammtbilde zu verweben, ist nicht meine Sache zu beurteilen. Dafs nicht alles gleichmässig, gleich klar und gründlich dargestellt ist, entgeht mir selbst am wenigsten; aber wie soll ein einzelner die verschiedenen Wissensgebiete soweit beherrschen, um die Bedingungen wie die Stufen ihrer Entwickelung genau zu zeichnen! Auch schien es rätlicher die entscheidenden Momente des Fortschrittals die Vermehrung des Wissenschatzes im einzelnen herauszuheben. wenn gleich ich mich bemüht habe, den Wegen und Arbeiten unserer grofsen Akademiker nachzugehen.

Über die Auswahl der angefügten Urkunden sind verschiedene Ansichten zulässig; ich habe manches mit Bedauern zurückgestellt und nur genommen, was ich für die Gesammtgestalt der Universität und für die Wirksamkeit Einzelner besonders wichtig hielt. Hierzu habe ich die ursprünglichen Statuten gerechnet, welche überhaupt für die Kenntnis des damaligen Universitätswesens grofse Bedeutung besitzen, nicht aber die neuen Statuten seit 1854, da abgesehen von mancherlei Abänderungen ihr Inhalt wesentlich formalgesetzlicher Art ist.

Was mich im Gange der Arbeit mehr und mehr anzog, war die an Klarheit und Bestimmtheit wachsende Anschauung, dafs unsere Universität eine wirkliche Geschichte, eine stetige durch mancherlei Umstände bedingte, geförderte, gehemmte, aber nirgends völlig abge brochene Entwickelung durchlaufen, dafs sie sich hierin mit dem Wachstum des deutschen Geistes in Wissenschaft und Volksart stets in Wechselwirkung befunden, dafs sie endlich wie bei ihrer Begründung so auch später zu widerholten Malen neue Wissenszweige, neue Forschungsweisen aus sich geboren hat, deren befruchtende Wirkung selbst in der Gegenwart nicht völlig erloschen ist. Aus der Gegenseitigkeit in vaterländischem und wissenschaftlichem Sinne ist die Kraft der Friedrichs-Universität erwachsen, welche ihr auch über Zeiten der Dürre und der Trübsal hinweggeholten hat und so Gott will zu der Hoffnung auf ein weiteres gedeihliches Leben berechtigt. Nicht lediglich aus Dankbarkeit für die reichlich gewährten Mittel erklärt sich ihre vaterländische Sinnesart, mehr noch weil sie seit ihrer Gründung anders als in treuer Verwandtschaft mit deutscher Geistesarbeit und preufsischem Staatswesen nicht gelebt hat.

Wenn nicht zuerst so doch mit besonderem Nachdruck ist auf ihr von Anfang an die innige Verbindung von Forschung und Lehre lebendig geworden; wenn sie dieses Weges fortwandelt, so ist dies nicht sowol eine ihr auferlegte Pflicht als ihre unveräusserliche Lebensform, in welche sich allgemach alle deutschen Hochschulen eingefügt haben. Und es ist zugleich die einzige Weise, in welcher die Hochschulen ihren befruchtenden, bald mehr bald minder bemerklichen, nimmer aber streitigen Einfluss auf Staat und Gesellschaft ausüben. Wenn dieser in einigen Zweigen des Staats- und Geisteslebens jetzt weniger hervortritt, hier und da sogar einiger Abneigung und Abwehr begegnet, so mag diese unwillkommene Erscheinung zum Teil in den schwankenden Ansichten über den geistigen Unterbau der Universitäten, aber auch in manchen nicht eben gesunden Gewohnheiten der Gegenwart ihren Anlafs haben. In der Kirche wie in der Rechtspflege sehen und beklagen wir eine gewisse Kluft, wo nicht gar einen Gegensatz zwischen der auf den Hochschulen gelehrten Wissenschaft und der Berufsverwaltung. Es ist nicht dieses Orts zu untersuchen, wie weit die Ursache dieser Entfremdung auf jenen beiden Lebensgebieten zu suchen sei. Dafs die Universitäten bestrebt sind, ihre Zöglinge zu völliger und verständnisvoller Aneignung des Lehrstoffs bis zu seiner Verwendbarkeit heranzubilden, beweist die wachsende Zahl der Seminarien und Kliniken.

Aber die Frage liegt doch nahe, ob die Universitäten ihren Einflufs auf das Leben nicht zu verstärken, namentlich tiefer, bleibender, belebender zu machen vermögen. Dies kann nie durch Zurichtung des akademischen Unterrichts für den unmittelbaren Gebrauch, nie durch Zurückstellung der Forschung geschehen, da gerade aus ihr die lebenspendende Kraft der Wissenschaft fliefst. Es ist unumstöfslich sicher, dafs jeder schöpferische Fortschritt der Wissenschaften wie vordem so auch ferner und alle Zeit die jugendlichen Geister mit unwiderstehlicher Macht weckt und erzieht. Aber wie wir sehen, dafs durch die Propheten solch neuer Lehre, durch einen Thomasius und Francke, durch F. A. Wolf und Schleiermacher der gesammten Universität ein gleichartiges Gepräge aufgedrückt ist, so ergiebt sich umgekehrt, dafs die einheitliche, d. h. die ideelle Auffassung der Wissen

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