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Also A hat zum Merkm. B. Also ist die menschl. Seele ein Geist. Es ist sehr leicht, mehr ähnliche, und unter andern auch auf die Regel der verneinenden Schlüsse anzuwenden, um sich zu überzeugen, dass, wenn sie diesen gemäss sind, sie jederzeit in der ersten Figur stehen, dass ich hier mit Recht eine ekelhafte Weitläuftigkeit zu verhüten suche. Man wird auch leichtlich gewahr, dass diese Regeln der Vernunftschlüsse nicht erfordern, dass ausser diesen Urtheilen irgend dazwischen eine unmittelbare Schlussfolge aus einem oder andern derselben müsse geschoben werden, wofern das Argument soll bündig sein; daher ist der Vernunftschluss in der ersten Figur von reiner Art.

In der zweiten Figur sind keine anderen, als vermischte Vernunft

schlüsse möglich.

Die Regel der zweiten Figur ist diese: was dem Merkmal eines Dinges widerspricht, das widerspricht dem Dinge selber. Dieser Satz ist nur darum wahr, weil dasjenige, dem ein Merkmal widerspricht, das widerspricht auch diesem Merkmal; was aber einem Merkmal widerspricht, widerstreitet der Sache selbst; also dasjenige, dem ein Merkmal einer Sache widerspricht, das widerstreitet der Sache selber. Hier ist nun offenbar, dass blos deswegen, weil ich den Obersatz als einen verneinenden Satz schlechthin umkehren kann, eine Schlussfolge vermittelst des Untersatzes auf die Konklusion möglich ist. Demnach muss diese Umkehrung dabei geheim gedacht werden, sonst schliessen meine Sätze nicht. Der durch die Umkehrung herausgebrachte Satz aber ist eine eingeschobene unmittelbare Folge aus dem ersteren, und der Vernunftschluss hat vier Urtheile, und ist ein rationicium hybridum, z. E. wenn ich sage:

Kein Geist ist theilbar,

Alle Materie ist theilbar;

Folglich ist keine Materie ein Geist;

so schliesse ich recht, nur die Schlusskraft steckt darin, weil aus dem ersten Satz: kein Geist ist theilbar, durch eine unmittelbare Folgerung fliesst: folglich nichts Theilbares ist ein Geist, und nach diesem alles nach der allgemeinen Regel aller Vernunftschlüsse richtig folgt. Aber da nur kraft dieser daraus zu ziehenden unmittelbaren Folgerung eine Schlussfähigkeit in dem Argumente ist, so gehört dieselbe mit dazu und er hat vier Urtheile, Kein Geist ist theilbar,

Und daher: Nichts Theilbares ist ein Geist.
Alle Materie ist theilbar,

Mithin: Keine Materie ist ein Geist.

In der dritten Figur sind keine anderen, als vermischte Vernunftschlüsse möglich.

Die Regel der dritten Figur ist folgende: was einer Sache zukommt oder widerspricht, das kommt auch zu oder widerspricht einigen, die unter einem anderen Merkmale dieser Sache enthalten sind. Dieser Satz selber ist nur darum wahr, weil ich das Urtheil, in welchem gesagt wird, dass ein anderes Merkmal dieser Sache zukommt (per conversionem logicam), umkehren kann, wodurch es der Regel aller Vernunftschlüsse gemäss wird. Es heisst z. E.:

Alle Menschen sind Sünder,

Alle Menschen sind vernünftig;

Also einige Vernünftige sind Sünder.

Dieses schliesst nur, weil ich durch eine Umkehrung per accidens aus dem Untersatz also schliessen kann: folglich sind einige vernünftige Wesen Menschen, und alsdann werden die Begriffe nach der Regel aller Vernunftschlüsse verglichen, aber nur vermittelst eines eingeschobenen unmittelbaren Schlusses, und man hat ein ratiocinium hybridum.

Alle Menschen sind Sünder;

Alle Menschen sind vernünftig;

Mithin: Einige Vernünftige sind Menschen,
Also: Einige Vernünftige sind Sünder.

Ebendasselbe kann man sehr leicht in der verneinenden Art dieser Figur zeigen, welches ich um der Kürze willen weglasse.

In der vierten Figur sind keine anderen, als vermischte Vernunftschlüsse möglich.

Die Schlussart in dieser Figur ist so unnatürlich und gründet sich auf so viel mögliche Zwischenschlüsse, die als eingeschoben gedacht werden müssen, dass die Regel, die ich davon allgemein vortragen könnte, sehr dunkel und unverständlich sein würde. Um deswillen will ich nur sagen, um welcher Bedingungen willen eine Schlusskraft darin liegt. In den verneinenden Arten dieser Vernunftschlüsse ist darum, weil ich entweder durch logische Umkehrung oder Kontraposition die Stellen der Hauptbegriffe verändern und also nach jedem Vordersatze seine unmittelbare Schlussfolge gedenken kann, so dass diese Schlussfolgen die Beziehung bekommen, die sie in einem Vernunftschlusse nach der allgemeinen Regel überhaupt haben müssen, eine richtige Folgerung möglich. Von den bejahenden aber werde ich zeigen, dass sie in der vierten Figur gar nicht möglich sind. Der verneinende Vernunftschluss nach dieser Figur wird, wie er eigentlich gedacht werden muss, sich auf folgende Art darstellen:

Kein Dummer ist gelehrt,

Folglich: Kein Gelehrter ist dumm;
Einige Gelehrte sind fromm,

Folglich: Einige Fromme sind gelehrt;
Also: Einige Fromme sind nicht dumm.
Es sei ein Syllogismus von der zweiten Art:
Ein jeder Geist ist einfach,

Alles Einfache ist unverweslich,

Also: Einiges Unverwesliche ist ein Geist.

Hier leuchtet deutlich in die Augen, dass das Schlussurtheil, sowie es dasteht, aus den Vordersätzen gar nicht fliessen könne. Man vernimmt dieses gleich, sobald man den mittleren Hauptbegriff damit vergleicht. Ich kann nämlich nicht sagen: einiges Unverwesliche ist ein Geist, weil es einfach ist; denn darum, weil etwas einfach ist, ist es nicht sofort ein Geist. Ferner so können durch alle mögliche logische Veränderungen die Vordersätze nicht so eingerichtet werden, dass der Schlusssatz oder auch nur ein anderer Satz, aus welchem derselbe als eine unmittelbare Folge fliesst, könnte hergeleitet werden, wenn nämlich nach der in allen Figuren einmal festgesetzten

Regel die Hauptbegriffe ihre Stellen so haben sollen, dass der grösste Hauptbegriff im Obersatz, der kleinere im Untersatz vorkomme. *) Und obgleich, wenn ich die Stellen der Hauptbegriffe gänzlich verändere, so dass derjenige der kleinere wird, der vorher der grössere war und umgekehrt, ein Schlusssatz, aus dem die gegebene Konklusion fliesst, kann gefolgert werden, so ist doch alsdann auch eine gänzliche Versetzung der Vordersätze nöthig, und der nach der vierten Figur erhaltene sogenannte Vernunftschluss enthält wohl die Materialien, aber nicht die Form, wonach geschlossen werden soll, und ist gar kein Vernunftschluss nach der logischen Ordnung, in der allein die Eintheilung der vier Figuren möglich ist, welches bei der verneinenden Schlussart in derselben Figur sich ganz anders befindet. Es wird nämlich so heissen müssen:

Ein jeder Geist ist einfach,

Alles Einfache ist unverweslich;

Also: Ein jeder Geist ist unverweslich, Mithin: Einiges Unverwesliche ist ein Geist. Dieses schliesst ganz richtig, allein ein dergleichen Ver nunftschluss ist von dem in der ersten Figur nicht durch eine andere Stelle des mittleren Hauptbegriffs unterschieden, sondern nur darin, dass die Stellen der Vordersätze verändert worden, **) und in dem Schlusssatze die Stellen der Hauptbegriffe. Darin besteht aber gar nicht die Ver

*) Diese Regel gründet sich auf die synthetische Ordnung, nach welcher zuerst das entfernte und dann das nähere Merkmal mit dem Subjekte verglichen wird. Indessen wenn dieselbe gleichfalls als blos willkürlich angesehen würde, so wird sie doch unumgänglich nöthig, sobald man vier Figuren haben will. Denn sobald es einerlei ist, ob ich das Prädikat der Konklusion in den Obersatz oder Untersatz bringe, so ist die erste Figur von der vierten gar nicht unterschieden. Einen dergleichen Fehler findet man in Crussii Logik, Seite 600, die Anmerkung.

**) Denn wenn derjenige Satz der Obersatz ist, in dem das Prädikat der Konklusion vorkommt, so ist von der eigentlichen Konklusion, die hier aus den Vordersätzen unmittelbar fliesst, der zweite Satz der Obersatz, und der erste der Untersatz. Alsdann ist aber alles nach der ersten Figur geschlossen, nur so, dass der aufgegebene Schlusssatz aus dem, welcher zunächst aus gedachten Urtheilen folgt, durch eine logische Umkehrung gezogen wird.

änderung der Figur. Einen Fehler von dieser Art findet man an dem angeführten Orte der Crusius'schen Logik, wo man durch diese Freiheit, die Stelle der Vordersätze zu verändern, geglaubt hat in der vierten Figur, und zwar natürlicher zu schliessen. Es ist Schade um die Mühe, die sich ein grosser Geist giebt, an einer unnützen Sache bessern zu wollen. Man kann nur was Nützliches thun, wenn man sie vernichtigt.

§. 5.

Die logische Eintheilung der vier syllogistischen Figuren ist eine falsche Spitzfindigkeit.

Man kann nicht in Abrede sein, dass in allen diesen vier Figuren richtig geschlossen werden könne. Nun ist aber unstreitig, dass sie alle, die erste ausgenommen, nur durch einen Umschweif und eingemengte Zwischenschlüsse die Folge bestimmen, und dass eben derselbe Schlusssatz aus dem nämlichen Mittelbegriffe in der ersten Figur rein und unvermengt abfolgen würde. Hier könnte man nun denken, dass darum die drei anderen Figuren höchstens unnütz, nicht aber falsch wären. Allein wenn man die Absicht erwägt, in der sie erfunden worden und noch immer vorgetragen werden, so wird man anders urtheilen. Wenn es darauf ankäme, eine Menge von Schlüssen, die unter die Haupturtheile gemengt wären, mit diesen so zu verwickeln, dass, indem einige ausgedrückt, andere verschwiegen würden, es viele Kunst kostete, ihre Uebereinstimmung mit den Regeln zu schliessen zu beurtheilen, so würde man wohl eben nicht mehr Figuren, aber doch mehr räthselhafte Schlüsse, die Kopfbrechens genug machen könnten, noch dazu ersinnen können. Es ist aber der Zweck der Logik, nicht zu verwickeln, sondern aufzulösen, nicht verdeckt, sondern augenscheinlich etwas vorzutragen. Daher sollen diese vier Schlussarten einfach, unvermengt und ohne verdeckte Nebenschlüsse sein; sonst ist ihnen die Freiheit nicht zugestanden, in einem logischen Vortrage als Formeln der deutlichsten Vorstellung eines Vernunftschlusses zu erscheinen. Es ist auch gewiss, dass bis daher alle Logiker sie für einfache Vernunftschlüsse ohne nothwendige Dazwischensetzung von

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