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einen direkten zu ersetzen, zu welchem ich vor Kurzem zufällig geführt wurde; ich fand in einem Zweige einen kräftigen Nebenstrom, den ich nicht erwartet hatte, weil ich an einem einfachen Schliefsungsdrathe zu beobachten glaubte. Ich will zur Einleitung diesen Versuch beschreiben, der sich zwar nicht zu genauen Bestimmungen eignet, aber durch die Leichtigkeit seiner Anstellung empfiehlt.

Die Rückwirkung des Nebenstromes auf den Hauptstrom hat das Eigenthümliche, dafs sie unmerklich ist bei sehr starkem, wie bei sehr schwachem Nebenstrome, und ihre gröfste Stärke erreicht bei einem bestimmten Werthe des Nebenstromes. Um diese merkwürdige Erscheinung an der leydener Batterie aufzuzeigen, bedarf man mindestens 3 einzelner Beobachtungen bei gleicher Ladung der Batterie, daher 12 und mehr Minuten Zeit, und einer messenden Vorrichtung zum Laden. Ich wünschte, die Erscheinung in kürzerer Zeit und ohne wiederholte Ladung aufzuzeigen und benutzte dazu einen elektromagnetischen Inductionsapparat, durch den, nach Koosens Versuchen, eine leydener Flasche beliebig schnell nach einander geladen werden kann. Von dem einen Ende der Inductionsrolle wurde ein Drath zum Knopfe einer Flasche geführt (Belegung 1 Quadratfufs, Glasdicke Lin.), das andere Ende durch einen Drath mit einem isolirten Metallteller verbunden. Die Flasche wurde auf den Teller gestellt und so in die Inductionsschliefsung eingeschaltet; in dieser Schliefsung liefs ich keine oder eine äusserst geringe Unterbrechung. Geht nämlich der Inductionsstrom mit Funken über, so wird zwar die Ladung der Flasche verstärkt, die in gleicher Zeit zur Benutzung gewonnene Elektricitätsmenge aber in gröfserem Maalse verringert. Die Flasche erhielt eine Schliefsung durch dicken Kupferdrath, von dem 53 Fufs zu einer ebenen Spirale gewunden waren; aufserdem befand sich in der Schliefsung ein mässig empfindliches elektrisches Thermometer und eine Lücke von 0,1 Linie. Diese Unterbrechung ist, wie man sogleich sieht, nöthig, damit die Wirkung der Flasche merklich werden kann. Als der Inductionsapparat durch ein Grovesches Element erregt war, erhielt ich, ohne Hülfe der Flasche, am Thermometer eine Erwärmung von 4 bis 6, mit derselben, von 50 bis 60 Linien. Nachdem der Stand der Flüssigkeit

im Thermometer ziemlich constant geworden war, wurde der Kupferspirale eine ganz gleiche Spirale in 2 Linien Entfernung parallel gegenüber gestellt. So lange die Enden dieser Nebenspirale frei blieben, war keine Änderung im Stande des Thermometers zu merken; wurden sie hingegen durch einen dünnen 8 Fufs langen Platindrath verbunden, so trat eine Verminderung der Wärme im Thermometer ein, und zugleich erfuhr der in der Unterbrechung übergehende Entladungsfunke eine merkliche Schwächung seines Glanzes. Dies war ganz übereinstimmend mit meinen früheren Versuchen an der leydener Batterie; aber im Widerspruche damit erschien die Erwärmung bedeutend grösser, wenn die Nebenspirale durch einen kurzen Kupferdrath, als wenn sie nicht geschlossen war. Am auffallendsten erhält man diese Verschiedenheit der Erwärmung, wenn man die Nebenspirale zuerst mit dem Platindrathe schliefst und die Flüssigkeit im Thermometer einen festen Stand erreichen läfst, dann die Nebenspirale öffnet, wobei die Flüssigkeit weiter sinkt, und zuletzt durch den Kupferdrath schliefst, wonach sie, da hier die stärkste Erwärmung eintritt, ihren tiefsten Stand erreicht. Den Grund der Abweichung dieser Beobachtung von den früher an der Batterie erhaltenen suchte ich darin, dafs nicht in der einfachen Schliefsung einer leydener Flasche, sondern in dem Zweige einer Schliefsung beobachtet worden war, und dafs die beiden Zweige sehr verschieden von einander waren. Während nämlich der Zweig, in dem sich Thermometer und Spirale befand, etwa 57 Fufs mafs und grösstentheils aus dickem Kupferdrathe bestand, besafs der andere Zweig (den die Inductionsrolle bildete) eine Länge von angeblich 14000 Fufs und bestand aus Millimeter dickem Kupferdrathe. Die folgenden Versuche an der leydener Batterie setzten die Richtigkeit dieses Grundes und das Vorhandensein eines Nebenstromes im Zweige ganz aufser Zweifel.

Der Schliefsungsbogen einer Batterie enthielt, aufser den wesentlichen Stücken aus dickem Messing, auf einer Holzscheibe von 1 Fufs Durchmesser eine ebene Spirale, aus 53 Fufs eines Linie dicken Kupferdrathes gewunden, und den Platindrath des Thermometers (19 Zoll lang 0,057 Linie dick). Jener Hauptspirale stand die gleiche Nebenspirale in 2 Linien Entfer

nung gegenüber, deren Enden entweder frei blieben, oder durch Kupferdrath (10 Zoll lang Linie dick), oder durch dünnen Platindrath (8 Fufs lang 0,052 Linie dick) mit einander verbunden wurden. Je nach diesen Schliefsungen der Nebenspirale wurden im Hauptdrathe die folgenden Erwärmungen beobachtet.

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Der Hauptstrom, für die in Einer Flasche angehäufte Elektricitätsmenge 1 berechnet, betrug im Mittel 91 bei ungeschlossener Nebenspirale, und würde ebenso gefunden werden, wenn diese Spirale ganz entfernt wäre. Der Strom blieb fast ungeändert, als die Nebenspirale durch den Kupferdrath vollkommen geschlossen, also der darin circulirende Nebenstrom zu seiner gröfsten Stärke gebracht war. Als hingegen der Nebenstrom durch die Schliefsung mit dem Platindrathe geschwächt wurde, war seine Rückwirkung auf den Hauptstrom so grofs, dass dieser auf 32, also fast das Drittel seines Werthes sank. Wäre der Platindrath von bedeutend gröfserer Länge genommen worden, so würde der Hauptstrom sich seinem Werthe bei ungeschlossener oder vollkommen geschlossener Nebenspirale wieder genähert, und ihn bei einer gewissen Länge des Drathes erreicht haben. Von diesem merkwürdigen Wechsel der Stärke des Hauptstromes bei Schliefsung einer Nebenspirale ist niemals eine Ausnahme bemerkt worden in der grofsen Zahl von Versuchen, die ich darüber veröffentlicht, und in der bei Weitem gröfseren, die ich darüber angestellt habe, und nur die quantitativen Verhältnisse der Stromstärke und der zur Schliefsung der Nebenspirale nöthigen Drathlängen variirten nach der jedesmaligen Anordnung des Apparates.

Es wurden zwei Punkte des Schliefsungsbogens, zwischen welchen das Thermometer und die Kupferspirale lagen, durch einen 100,7 Fufs langen 0,057 Linie dicken Platindrath mit einander verbunden, der, was hier nicht weiter zu beachten ist, auf einem Rahmen im Zickzack ausgespannt war. Es war also, statt des früheren einfachen, ein verzweigter Schliefsungsbogen gebildet, in dessen Einem Zweige, der Kupferzweig heifsen mag, die Spirale und das Thermometer lagen, und dessen andern Zweig der lange Platindrath bildete. Aus 3 Beobachtungen des Thermometers berechnet, ergab sich für den Strom im Kupferzweige bei entfernter Nebenspirale der Werth 29 (siehe Reihe II), also viel geringer als im einfachen Schliefsungsbogen. Dafs dieser geringe Werth nicht der durch den Kupferzweig gegangenen Elektricitätsmenge entsprach, war sogleich klar, wenn nicht das bewährte Gesetz der Stromtheilung gänzlich illusorisch sein sollte. Nach diesem Gesetze musste sich die entladene Elektricitätsmenge zwischen beide Zweige im Verhältnisse ihrer Leitungswerthe theilen, konnte also im Kupferzweige nur wenig geringer sein, als im einfachen Bogen, wo sie die Erwärmung 91 hervorgebracht hatte; wozu noch kommt, dafs die Zeit, in welcher die ganze in der Batterie angehäufte Elektricitätsmenge entladen wurde, im verzweigten Bogen kürzer sein sollte, als im einfachen. Besafs der Strom im Kupferzweige wirklich die Elektricitätsmenge, die ihm das Gesetz zutheilte, so konnte die geringe Stromstärke durch einen Nebenstrom verursacht sein, den der Strom des Kupferzweiges in eben diesem Zweige erregt hatte. Da dieser Nebenstrom in grofser Nähe des Zweigstromes erregt war und durch den schlechtleitenden Platinzweig seinen Kreislauf vollendete, so folgte die dadurch bewirkte Schwächung des Stromes im Kupferzweige nach dem Beispiele der Reibe I. Für das Vorhandensein eines Nebenstromes gibt es aber ein untrügliches, von Faraday entdecktes, Prüfungsmittel. Legt man dem Drathe, in dem ein Nebenstrom vermuthet wird, einen Drath parallel nahe, der metallisch zum Kreise geschlossen ist, so nimmt der Nebenstrom jedenfalls an Stärke ab. War also die Schwäche der Erwärmung im Kupferzweige Folge eines darin erregten Nebenstromes, so mulste diese Erwärmung verstärkt werden durch

Nahelegung eines, dem Zweige parallelen, zum Kreise geschlossenen Drathes. Im Kupferzweige befand sich die ebene Kupferspirale, der in 2 Linien Entfernung eine gleiche Spirale mit jener parallelen Windungen gegenübergestellt, und durch einen kurzen Kupferdrath geschlossen wurde. Je nachdem die Spirale offen oder geschlossen war, erhielt ich im Kupferzweige die folgenden Erwärmungen.

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Der Zweigstrom im Kupferzweige, der bei ungeschlossener oder ganz entfernter Nebenspirale den Werth 29 besafs, ist durch die Nähe der geschlossenen Nebenspirale bis 60, also dem doppelten Werthe, gestiegen. Bei einem andern Versuche, wo der Platinzweig durch 53 Fufs eines spiralförmigen Linie dicken Kupferdrathes und durch einen fast 3 Fufs langen 0,037 Linie dicken Platindrath verlängert war, erhielt ich im Kupferzweige folgende Erwärmungen.

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Der Zweigstrom im Kupferzweige ist durch Schliefsung der

Nebenspirale mit einem kurzen Kupferdrathe im Verhältnisse 32

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