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3) Diadenaria Kl. et Gke., die aus Neuspanien stammt, und sich durch grofse gegenständige hüllenartige Bracteen, die sich oft wiederholen, durch einen gabeligen Blüthenstand und 2 Drüsen im Grunde des Involucrums unterscheidet, enthält 1) D. involucrata Kl. et Gke. (Hort. bot. Berol.), 2) D. psilocarpa Kl. et Gke. (Hb. Berol. et Hb. Boiss. sub Pedilantho tithymaloide Dill.) und 3) D. Pavonis Kl. et Gke. (Herb. Boiss.).

Von den Anthostemeen, welche die dritte Tribus der Euphorbiaceen bilden und die nur die Gattung Anthostema enthält, von der 2 Arten bekannt sind, haben wir nur die vom Senegal, aus dem Herbarium des Hrn. A. de Candolle zu untersuchen Gelegenheit gehabt.

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Hierauf las Hr. J. Grimm über die göttin Tanfana. Neulich ist durch überraschenden fund zu Wien ein kleines, wahrscheinlich erst im zehnten jh. niedergeschriebenes, aber seinem inhalt nach offenbar unserm heidenthum angehöriges denkmal zu tage gekommen und so eben im 29 band der sitzungsberichte der kaiserlichen akademie von Zappert herausgegeben worden. an umfang zwar geringer als die zu Merseburg entdeckten heidnischen sprüche darf es einen noch höheren werth in anspruch nehmen und wird die altdeutsche mythologie vielfach bereichern. es ist ein gesang zum einschläfern der kinder, gleichsam das vorbild bis auf heute unter dem volk fortlebender, nur abgeschwächter wiegenlieder, in einfacher, fast zu glatter darstellung. statt das ganze gedicht schon hier zu wiederholen und erläuterungen beizufügen, deren eine menge versucht werden könnte, hebe ich eine einzige, unter allen die wichtigste zeile aus, die uns einen seit Tacitus verschollenen götternamen plötzlich wieder vor augen führt.

Der römische geschichtschreiber schildert im ersten buche seiner annalen cap. 50 den barbarischen, grausamen heerzug, welchen vom Niederrhein aus, im jahr 14 unsrer zeitrechnung, Germanicus mit Caecina gegen die Germanen dieses landstrichs unternahm, es müssen Bructeri und deren verbündete, etwa Tencteri, Usipetes und Marsi gewesen sein. die feinde drangen

durch den Heisiwald '), die silva Caesia, vor, überfielen nachts die nach einem eben gefeierten fest, dessen kunde den Römer verrathen worden war, sorglos schlummernden Deutschen, machten ohne schonung alles nieder und verheerten planmäszig die ganze gegend: non sexus, non aetas miserationem attulit, profana simul et sacra et celeberrimum illis gentibus templum, quod Tanfanae vocabant, solo aequantur, sine vulnere milites, qui semisomnos, inermos aut palantes ceciderant. Hier, nur dies einemal ist die göttin, deren tempel dem boden gleich gemacht wurde, genannt, in der allgemeinen schilderung der Germanen bleibt

sie unerwähnt.

Doch auch eine oft abgedruckte interamnatische inschrift 2) enthält die worte 'Tamfanae sacrum', allein sie gilt für erlogen und von Ligorius, einem verrufenen fälscher ausgedacht, der den namen bei Tacitus gelesen und für seinen zweck verwendet haben müste. ich überlasse andern zu entscheiden, ob der sonstige inhalt der inschrift gebieterisch ihre unechtheit dargibt, wo dies nicht der fall ist, kann sie aus dem namen Tamfana nicht hervorgehen. es hält schwer in solchen fällen einmal erhobnen verdacht zu tilgen und jeder ist gewohnt ihn dem andern nachzusprechen. mir scheint, inschriftenschmiede werden in ihrem material wahres und falsches untereinander vor sich gehabt haben, sonst wäre ihr unseliges handwerk gar nicht ergangen, und viele alte steine sind im verlauf der zeit abbanden gekommen, so dasz nicht nachverglichen werden kann. übrigens weicht Tamfana von Tanfana bei Tacitus ab, aus der inschrift wäre immer zu lernen, dasz der name bestimmt auf eine göttin geht, nicht auf den tempel, von dem ihn einige ausleger verstehen wollten, und dasz der göttin cultus verbreiteter gewesen sein musz. Marcus Appulejus Paetulus decurio interamnensis konnte in Deutschland gewesen sein und irgend eine ursache haben der Tamfana noch in seiner heimat zu gedenken. denn genug beispiele begegnen, dasz die Römer gallischen und germanischen göttern tafeln weihten.

Aber hiermit ist es für die entwerthung des alten namens noch nicht abgethan, Müllenhoff hat ihn auch unter die verderb

') vgl. Bekkers jährb. des deutschen rechts 1, 261.
2) z. b. in de Wal monum. epigr. p. 188 no. 261.

ten namen bei Tacitus gestellt, erklärt also die an ihm versuchten etymologien im voraus für unmöglich. andere werden jetzt schon geneigt sein, das nunmehr auftauchende altdeutsche lied blosz dieses namens wegen anzuzweifeln, auch an weitern zweifelsgründen wird es nicht gebrechen.

Ich meinestheils, mehr gestimmt an wahrheit als an trug zu glauben, halte den namen Tanfana für vollkommen echt und für ein wunderbares glück, dasz, während er bei allen deutschen volksstämmen untergegangen war, ihm so unerwartete bestätigung angedeiht.

Das denkmal ist nicht in der mundart abgefaszt, welche ich die strenghochdeutsche nenne, sondern in einer weicheren westlichen, die neben hochdeutscher aspiration auch noch die alte aspirata th in themo, wurgianthemo für strengahd. media und tenuis festhält. über das z in Zanfana werde ich mich gleich erklären. der dialect erscheint mir als ein solcher, wie er zur zeit des neunten, zehnten jahrhunderts im rheinischen Franken, also unfern von jenem uralten heiligthum der Tanfana könnte gesprochen worden sein.

Vor allem sei nun eine neue deutung des namens vorgelegt. es kommt dabei auf das anlautende T und das inlautende NF an. überall wo die Römer im anlaut deutscher wörter T schreiben, liegt deutsches TH unter, so in Teutones, Teutoburgium, Tencteri, Tungri, folglich auch in Tanfana und dem entstellt aussehenden Tuisto, wo Lachmanns Tvisco = bimus gar nicht gebilligt werden kann, so wenig als Tivisco = caelestis. liesze sich die lesart zweier handschriften Tristo zur gewisheit erheben, so läge die erklärung Thristo, der kühne, starke in aller nähe, alts. entspricht thristi, ags. prîste unserm heutigen dreist, das abd. nicht verzeichnet wird, ältere abweichende bedeutungen blieben unausgeschlossen, wie sie sich für einen erdgebohrnen gott schicken. ja selbst das lat. tristis fiele hinzu, das nicht nur maestus, sondern aus severus, saevus aussagt. auch an goth. prafstjan trösten und die namen Thrafstila, mhd. volkes trôst liesze sich denken. dies alles hier nur beiläufig, ich habe es mit Tanfana zu thun.

Deutsches NF oder MF ist doppelter art. entweder steht es zur seite gothischem NF, MF, z. b. in hanfs mancus, fimf quinque, die ahd. ebenso lauten müssen hanf, finf; oder gothischem MP ahd. MF, MPH. diese goth. MP haften auch alts.

und ags., während in beiden letzteren mundarten vom goth. NF das N ausgestoszen und mit verlängertem vocal hâf, fif gesprochen wird. ein gothisch erfasztes Thanfana hätte ahd. zu lauten Danfana, alts. Thâfana (Thâbhana), ags. Thâfene.

Nun fällt unmöglich Thanfana aus den gothischen, Danfana aus den hochdeutschen, Thâfana aus den altsächsischen quellen, die uns alle sparsam flieszen, gegenwärtig zu deuten. nur der reichere angelsächsische sprach vorrat geht uns willkommen zur hand. er allein überliefert ein auch im späteren englisch erloschenes verbum þâfian, geþâfian, welches goth. þanfjan, gaþanfjan, ahd. denfan, gidenfan lauten würde, und consentire, juvare, favere aussagt. das substantivum þâfa oder geþâfa bedeutet fautor, adjutor, ein entsprechendes femininum þâfene würde aussagen fautrix, adjutrix und wir sind unmittelbar zu Tanfana, dem namen einer holden, günstigen, gnädigen göttin gelangt, der in ahd. Danfana zu übersetzen wäre. auf bructerisch oder marsisch würde er nicht anders als Thanfana gelautet haben, das die Römer vollkommen richtig durch Tanfana wiedergaben. MF wäre wol befugt, wie in fimffinf, auch in Tamfana, Thamfana, Damfana einzutreten.

Wie aber zu fassen ist die uns nunmehr überlieferte gestalt Zanfana? Z musz überall und nothwendig als fortgeschobne tenuis betrachtet werden, alle unsere heutigen Z sind aus den T der frühern lautstufe herzuleiten, ihnen aber läszt sich die aspirata von Zanfana nicht gleichstellen, da sie nicht auf gelehrtem wege auf das lateinische Tanfana zurückzuführen sein wird, vielmehr volksmäszig aus deutschem Thanfana selbst geworden sein musz, wahrscheinlich schon in sehr früber zeit. man erinnere sich aus Gregorius turonensis 5, 44, dasz bereits im sechsten jh. könig Chilperich Z für TH einführen wollte, und die lispelnde aussprache des griechischen O, des altnordischen, angelsächsischen und noch englischen TH nähert sich unmittelbar der des hochdeutschen Z. man erwäge, wie ich in meiner geschichte der deutschen sprache p. 395 anführe, dasz der nordische name Thorgils in alemannischen klöstern Zurgils geschrieben wurde, so ein Z steht auch in Zanfana für Thanfana und die übrigen Z des wiegenliedes in lâzan, feiziu, suoziu, unza sind anderer art, nemlich die gewöhnlichen aus T lautverschobnen. alle diese z

der handschrift haben eine ungewöhnliche auffallende gestalt. Z in Zanfana ist nicht verschoben, nur eine andere schreibung für Th, das in themo daneben auftritt. mir fiele wol unser bisher dunkles mhd. zâfen, ornare, comere ein, ob es für zanfen, gleich dem ags. þâfjan stehn könnte? aber ein zanfen, zenfen und die bedeutung von consentire, favere wäre erst auf zu weisen. wie wenn der malbergische name des mittelfingers thaphano, taphano comis, favens das gerade gegentheil vom späteren indecens, impudicus bei den alten Franken besagt hätte?

Der vers im liede lautet:

Zanfana sentit morgane feiziu scâf cleiniu,

Zanfana sendet morgen fette kleine lämmer (den einschlafenden kindern), in dem hain um ihren sitz hatte die göttin schafe weiden, sie ist, wie das wort selbst ausdrückt, hold und hilfreich (comis, favens, benigna), ihr name gemahnt an die gleiche bildung von Huldana, wenn so das Hludana einer andern berühmten steinschrift geändert werden mag, und von Berhtana, nach altfränkischer namensform; im verlauf der zeit kürzten sie sich in Holda und Berhta, nicht unmöglich, dasz Zanfana in Stempfe entstellt wurde, falls die späte überlieferung 3) wirklich so lautete und nicht geradezu Zenfe darbietet.

Fällt nun mit dieser auslegung der uralten, beglaubigten Tanfana eine früherhin versuchte nieder, nach welcher sie zu Vesta oder Hestia gehalten wurde? das könnte gerade noch neuen schein gewinnen, und auch einen altnordischen namen in den kreis der uutersuchung ziehen. ich will aber den günstigen eindruck, wie ihn das augenscheinliche und sichere macht, jetzt nicht verwischen dadurch dasz ich weiter greifende, anklingende, ihrer natur nach unentschiedne mythische und sprachliche verhältnisse beifüge.

An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt:

Memorie dell' 1. R. Istituto lombardo di scienze. Vol. VII. Fasc. 8. Milano 1859. 4.

Maurokordato, Δοκίμιον ἱστορικὸν περὶ τῆς ῥασσικῆς νομοθεσίας. Athen 1857. 8.

Congrès scientifique de France. 26me Session. Limoges 1859. 4.

3) deutsche mythologie s. 256.

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