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zu 72 verstärkt worden. Durch jede der beiden Versuchsreihen ist der vollständige Beweis gegeben, dafs im Kupferzweige neben dem Zweigstrome ein Nebenstrom vorhanden war. Auch im Platinzweige wird ein Nebenstrom erregt, ist aber, des ihn erregenden schwachen Zweigstromes wegen, nur schwach, wie die folgenden Versuche zeigen. Die ebene Kupferspirale und das Thermometer wurden aus dem Kupferzweige entfernt und durch einen 50 Fufs langen Kupferdrath ersetzt; die Kupferspirale und ein äusserst empfindliches Thermometer wurden in den Platinzweig eingeschaltet. Dennoch mufsten stärkere Ladungen der Batterie angewendet werden.

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Der Zweigstrom im Platinzweige ist durch Schliefsung der Nebenspirale mit kurzem Kupferdrathe im Verhältnisse 87 zu 100 gestärkt worden, wodurch der Nebenstrom im Platinzweige erkannt wird. Durch diese Versuche ist der Satz erwiesen: In jedem Zweige des Schliefsungsbogens der leydener Batterie wird durch den darin fliefsenden Entladungstrom ein Nebenstrom erregt.

Die Nebenspirale, welche das Mittel zur Erkennung des Nebenstromes abgab, durfte nicht gleichgültig gewählt sein. Sie mufste aus gutleitendem Drathe bestehen, und durch einen gutleitenden Drath geschlossen sein, denn nur unter dieser Bedingung bleibt die Spirale ohne direkten Einfluss auf den Hauptstrom, wie Reihe I. gezeigt hat. Enthält die Nebenleitung, sei es in dem der Hauptleitung parallelen, oder in einem andern Theile, einen weniger vollkommenen Leiter, so tritt die Rückwirkung auf den Hauptstrom ein, von der in Reihe I. ein Bei

spiel gegeben wurde. Dies zeigen die folgenden Beobachtungen, die bei derselben Anordnung der Zweige, wie Reihe II, im Kupferzweige angestellt worden sind. Die Nebenspirale bestand zwar aus dickem Kupferdrathe, wurde aber durch verschiedene Längen Platindrath geschlossen. (Der Vollständigkeit wegen bemerke ich, dafs die zweite Schliefsung bestand: aus 171⁄2 Fufs eines 0,052 und 4 Fufs eines 0,047 Linie dicken Platindraths. Die letzte Drathlänge ist 5,2 Fuls eines Drathes der ersten Dicke gleichwerthig.)

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Der Zweigstrom, der bei frei liegendem Zweige den Werth 29 besafs und durch Nahestellung einer vollkommen geschlossenen Nebenschliefsung zu 60 verstärkt wurde (Reihe II.), ist hier durch unvollkommen leitende Nebenschliefsungen bis 27 und 19 geschwächt worden. Diese entgegengesetzte Wirkung von Nebenschliefsungen stimmt mit den Versuchen überein, die ich über die Wirkung zweier Nebenströme auf einander veröffentlicht habe (Pogg. Ann. 83. 321. Elektricitätslehre §. 865) und die unter Annahme einer unmittelbaren und einer mittelbaren Wirkung der Nebenschliefsung auf den Nebenstrom erklärt wurden.

Die beiden in den Zweigen eines Schliefsungsbogens nachgewiesenen Nebenströme verfolgen eine entgegengesetzte Richtung in demselben Ringe, der durch beide Zweige gebildet wird, beschränken sich also gegenseitig. Hieraus folgt, dafs der Nebenstrom jedes Zweiges auf den Zweigstrom des andern Zweiges in entgegengesetzter Weise wirkt, wie auf den Zweigstrom, der ihn erregt hat. Die Zweigströme, die in den vorgetragenen

Versuchen durch Aufhebung ihrer eigenen Nebenströme verstärkt wurden, werden geschwächt durch Aufhebung der fremden Nebenströme. Ich brachte in jeden der beiden Zweige eine Kupferspirale mit ihrer Nebenspirale und ein Thermometer, und fand, dafs die gutleitende Schliefsung der Nebenspirale eines Zweiges die Erwärmung im andern Zweige bedeutend schwächte. Dies genügt, die grofse Verwickelung zu zeigen, welche die Wirkungen der Zweigströme erfahren müssen, wenn man mit ihnen zugleich zu kräftigen von einander verschiedenen Nebenströmen Anlass gibt. So zusammengesetzte Wirkungen können. nur ein geringes Interesse in Anspruch nehmen, selbst wenn es möglich wäre, sie einfachen Gesetzen unterzuordnen. Deshalb habe ich bei den Versuchen über die Stromtheilung kurze Zweige von nicht allzu verschiedenem Leitungswerthe gebraucht, wodurch die Nebenströme schwach und von einander nicht zu verschieden wurden, und es gelang mir, das einfache Gesetz der Stromtheilung aus den Versuchen abzuleiten.

Ich würde hier schliefsen, wenn ich nicht befürchtete, dafs der für die Nebenströme in den Zweigen gegebene Beweis deshalb für nicht allgemein gültig angesehen werden könnte, weil ich dazu überall spiralförmig aufgewundene Dräthe gebraucht habe Obgleich nämlich seit lange Versuche vorliegen, die das Gegentheil beweisen, wird noch immer in Abhandlungen und Lehrbüchern angegeben, dass zur Erregung eines Nebenstromes in der Masse des Stromleiters, entfernte Theile dieses Leiters einander parallel nahe gebracht, also Spiraldräthe gebraucht werden müssen. Dies ist nicht richtig. Die Spiralform des Stromleiters ist ein sehr bequemes Mittel, mit einer gegebenen Drathlänge einen möglichst starken Nebenstrom im Stromleiter zu erhalten, weil der in jeder Windung vorhandene Hauptstrom nicht nur auf diese Windung erregend wirkt, sondern auch auf alle naheliegenden Windungen. Aber zur Erregung überhaupt ist die Spiralform nicht nöthig Wie dies von Faraday an unterbrochenen voltaischen Strömen aufgezeigt worden ist (exper. resear. 9th series), werden die folgenden Versuche es für den Entladungsstrom der leydener Batterie beweisen. Es lässt sich jeder Versuch dieser Abhandlung auch ohne Spiralen anstellen, nur weniger bequem und weniger schlagend. Ein mit Guttapercha be

kleideter Telegraphendrath (Kupfer 50 Fufs lang Linie dick, mit der Hülle 11⁄2 Linie dick) war in einem möglichst weiten Bogen auf dem Fufsboden ausgebreitet, und wurde an der Stelle der bisher gebrauchten ebenen Spirale, in den Kupferzweig des Schliefsungsbogens eingeschaltet. Neben diesen Drath wurde ein gleicher 50 Fufs langer Telegraphendrath gelegt, und mit Schnüren an ihm festgebunden, der zur Prüfung auf den Nebenstrom bestimmt war. Der Kupferzweig enthielt also, aufser dem Thermometer, nur einen Kupferdrath, dessen entfernte Theile weder parallel, noch einander nahe lagen. Der Platinzweig war, wie früher, 100,7 Fufs lang 0,057 Linie dick. Es wurden die Erwärmungen am Thermometer beobachtet, je nachdem die Enden des Nebendrathes, der vom Zweigdrathe durch eine 1 Linie dicke Guttapercha-Schicht getrennt war, entweder frei blieben, oder durch einen 10% Zoll langen Linie dicken Kupferdrath, oder endlich durch einen 22,7 Fufs langen 0,052 Linie dicken Platindrath mit einander verbunden waren. Ich gebe die einzelnen, zweimal angestellten Beobachtungen.

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Der Zweigstrom, der bei frei liegendem Zweige den Werth 73 hatte, ist bis 87 gestärkt worden durch einen danebenliegenden geschlossenen gutleitenden Drath. Es war also unzweifelhaft bei den Versuchen der ersten Columne im Zweigdrathe ein Nebenstrom vorhanden, der den Zweigstrom schwächte und in der zweiten Columne izum Theil aufgehoben war. Dass dieser Nebenstrom hier viel schwächer war, als bei den Versuchen mit der Spirale (Reihe II.), geht nicht nur aus der hier geringeren

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Verstärkung des Zweigstromes hervor, sondern schon aus den Erwärmungen bei freiliegendem Zweige. Der Werth nämlich des Zweigstromes unter dieser Bedingung war dort 29, hier ist er 73, Werthe, deren Unterschied sich nicht aus den etwas verschiedenen Dimensionen der Spirale (53 Fufs von Linie Dicke) und des Telegraphendraths (50 Fufs bei Linie Dicke) herleiten lässt. Die Schwächung des Zweigstromes durch den unvollkommen leitenden Nebendrath, die in der dritten Columne erscheint, ist nicht viel geringer, als in den Versuchen mit der Spirale (Reihe V.), woraus folgt, dafs diese Schwächung nicht auf der theilweisen Wiederherstellung des Nebenstromes im Zweige, sondern auf einer direkten Wirkung des Stromes im Nebendrathe auf den Strom im Zweigdrathe beruht, was auch schon für sich klar ist. Der oben aufgestellte Satz wird durch den folgenden bekräftigt: In einem geraden, wie in einem spiralförmigen, Zweige des Schliefsungsbogens der Batterie wird durch den darin fliefsenden Strom ein Nebenstrom erregt.

Die an Zweigen erhaltenen Resultate lassen sich auf den einfachen Schliefsungsbogen ausdehnen, wodurch eine allgemein gültige einfache Regel gewonnen wird. Es ist gezeigt worden. dafs in jedem Zweige, er sei gestaltet wie er wolle, ein Nebenstrom erregt wird, der eine auffallende Stärke erreicht, wenn entfernte Theile des Zweiges einander parallel nahe gebracht sind. Auch im einfachen Schliefsungsdrathe der Batterie wird ein Nebenstrom erregt, wenn entfernte Theile des Drathes parallel einander nahe gelegt werden (Pogg. Annal. 81. 428 Elektricitätslehre §. 856). Der Strom war, selbst unter den günstigsten Bedingungen, äusserst schwach, aber es lässt sich mit Sicherheit erwarten, dafs er auch bei einem gerade ausgespannten Drathe merklich sein werde, wenn man sich überaus grofser Längen bedient. Es folgt daraus eine einfache Regel, die sowol für den Hauptstrom der leydener Batterie wie für jeden andern Strom kurzer Dauer, also auch für Inductionsströme jeder Art und jedes Ursprungs gültig ist: In jedem Leiter eines Stromes kurzer Dauer wird ein Nebenstrom erregt, der stets zu einer merklichen Stärke gelangt im Falle, dafs der Leiter dem Nebenstrome gestattet,

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