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sen Fuß und nach diesen Principiis muff Alles gemacht werden, daß man sieht, wie weit die Sache kann poussiret werden, oder, wie man dann anhalten muss. Ich befehle euch also hierdurch, hiernach euch zu richten."

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Die hier mitgetheilte Verhandlung bezweckte also eine Erweiterung der Uhrenfabrikazion, an deren Blüte der König bereits 15 Jahre unablässig arbeitete '). Es kam nämlich im Jahre 1765 ein Genfer Uhrmacher, Huguenin, nach Potsdam, welcher zum Neuen Palais einige Uhren anbot und lieferte. Er trug seine Dienste an, in Berlin eine Uhrenfabrik anzulegen und die Arbeiter aus Genf und aus Neufchatel kommen zu lassen. Der König gab ihm (1766) 68,000 Thlr.; aber Huguenin entwich 1775 und Truitte, ein andrer Bürger aus Genf, seßte die Fabrik fort. Dazu empfing er von dem Könige 36,236 Thlr.; auch, zur Anlegung einer Fourniturenfabrik in Friedrichsthal bei Oranienburg 36,999 Thlr. Truitte starb 1783 insolvent, und es wurden, das Berliner Fabrikhaus mitgerechnet, nur 31,623 Thlr. gerettet und dem Berliner Kaufmann Jacques Hovelac zur Fortseßung der Fabrik gegeben, unter welchem sie noch 1799 bestand 2).

1753 fing Friedrich auch an, des Berg- und Hüttenwesens sich unmittelbar anzunehmen). Bis zum Jahre 1778 hatte er schon 470,000 Thlr. auf diesen Gegenstand verwandt; es war auch bereits 1768 ein Berg- und Hüttendepartement errichtet wor den, welchem nach und nach mehrere Minister vorstanden: Graf von der Schulenburg-Kehnert von 1771 bis 1774; nach ihm der Oberberghauptmann Waiß Freiherr von Eschen; bis Friedrich den sächsischen

1) S. (Nicolai's) Freimüthige Anmerkungen zu Zimmermann's Fragmenten. Thl. 2. S. 84.

2) Über den Zustand der Fabriken und Manufakturen von Berlin und Potsdam f. Büsching's Reise nach Rekahn. 2. Aufl. 1780. S. 80 bis 82 und S. 187 bis 198. „Verzeichnißf dericnigen Manufakturen, wovon theils in Schlesien noch keine Fabrique exißtiret, theils nur in geringer Quantitåt fabrizirt werden und so ein größeres Etablissement erfordern," ist ein Circular vom 2. Sept. 1763 an såmmliche Landråthe und nennt 32 Manufakturen, s. Kornsche Ediktensammlung Bd. 7. S. 402.

3) S. Bd. 1. S. 290 unsers Werkes

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Generalbergkommissar Freiherrn von Heiniß, der die Bergakademie in Freiberg 1765 den 4. Dezember gestiftet, den 7. Sept. 1777 zum wirklichen Statsminister bei dem Generaldirektorium ernannte und dem Berg- und Hüttenwesen vorseßte, welchem derselbe, bis an seinen Tod, den 18. Mai 1802, mit ausgezeichnetem Segen lebte. Er gestaltete das Berg und Hüttendepartement ganz um, ließ die Bergeleven, in Folge des Publikandums vom 8. Januar 1778, besser ausbilden, und die bauwürdigen Gänge sorgsamer aufsuchen und benußen. Das Reichenbacher Oberbergamt wurde 1778 nach Breslau verlegt und dem Grafen von Reden anvertraut, welcher, in Hannover geboren, von Friedrich im Lager zu Burkersdorf 1778 zum Kammerherrn und Oberbergrathe, vierzehn Monate später zum Direktor des schlesischen Oberbergamtes ernannt wurde. Ihm verdanken namentlich der Steinkohlenbergbau und das Eisenhüttenwesen ihre jezige Bedeutung; ja, der von v. Reden zu Malapaine in Oberschlesien ausgestreuete Same ist späterhin auch am Rheinufer so schön aufgegangen, daß die königliche Eisengießerei zu Saynerhütte bei Neuwied ein zweites Gleiwiß zu bilden angefangen hat. v. Reden verdiente es, Heinig' Nachfolger zu sein, in aller Beziehung. Er starb 1815 in Berlin. Friedrich aber gewann, indem er durch solche Geister auch den geheimnissvollen Schoß der Erde beschwur, fünf Millionen Thaler. Für 1,048,803 Thlr. Ware ging in die Fremde; und es wurden in Oberschlesien, wo 1776 der ganze Steinkohlengewinn nur 4296 preußische Scheffel betragen, im Jahre 1824 preußische Scheffel 7,327,934 gefördert. Der ganze schlesische Oberbergamtsdistrikt aber lieferte im J. 1825 11,619,000 Scheffel ').

Gegen das Jahr 1764 nahm der Galmeibergbau in Oberschlesien, zuerst auf der fürstlich - Plessischen Hütte zu Wessola seinen Anfang. Er beschränkte sich damals und lange Zeit hindurch auf kalzinirten Galmei, welcher nach Schweden und Russland ging. Erst 1808 fing die königliche Zinkhütte Lydognia in Oberschlesien

1) Der niedersächsisch - thüringische Distrikt lieferte i. J. 1825251,143, der westphälische 8,701,680, der rheinische 6,019,302, alle vier also 26,591,145 Scheffel, d. h. ein Surrogat für etwa 2,216000 Klafter Weichholz (12 Scheffel Steinkohle, ihrer Wirkung nach gleich einer Klafter Weichholz von 108 Kubikfuß rheinl.)

an, den Galmei zu metallischem Zinke weiter zu verarbeiten und zu großen Erfolgen zu treiben ').

Eine große Wohlthat, besonders für Berlin, war es, daß Heiniß, wie in Schlesien und Westphalen den Steinkohlenbau, so auch die Torfgräbereien in weit größerem Umfange einführte 2).

Auf der Saline Königsborn bei Unna wurden im Jahre 1771 eine Menge Süßwasserbohrlöcher, jezt artesische Brunnen genannt, abgebohret, welche Wasser, meistens im Überflusse darbo. ten 3). Die Salz quellen werden daselbst auf gleiche Weise gesucht.

Seit 1754 ließ der König durch den Bergrath Lehmann, und 1769 durch den Oberbergrath Gerhard dem Chrysopras in Schlesien nachspüren. Vorzüglich aber benußte er den Obersten v. Regler, den Erbauer und Befehlshaber der Festung Silberberg, seit dem 2. Oktober 1785 zur sorgfältigen Aufsuchung des Chryso, pras', welcher durch Minörs auf dem Kosemißer Berge den Bau betrieb. Die großen Stücke dieses grünen, ins goldgelbe schimmern. den Steines ließ Friedrich als Ringe und Dosen verarbeiten, auch Sans Souci damit schmücken; die kleinen Stücke wurden den schle. fischen Schleifern zu Handknöpfen und ähnlichen Arbeiten über- lassen *).

Auch dem Bernstein widmete Friedrich seine Aufmerksamkeit. Es ist diese uralte Frucht gewaltiger Naturumwälzungen ein aus, schließliches Eigenthum der Ostseeländer und gehört, sammt Spielkarten und Salz, zu den gegenwärtig einzigen drei Monopolen des

1) In den 10 Jahren von 1820 bis 1829 wurden auf Privathütten 1,274,758 Centner Zink gewonnen und für 6,890055 Thlr., den Etnr. durchschnittlich zu 5 Thlr. 12 Gr. 1) abgescßt, wovon an die Königlichen Kassen 655,000 Thlr. Abgaben entrichtet wurden.

2) Anweisung zu einer gründlichen Erkenntniss des Torfs, v. 25. April 1763. Kornsche Ediktensammlung Bd. 7. S. 268 bis 283 mit Abbildungen. 3) Berliner Nachrichten Nr. 180 vom 6. August 1830.

4) Doktor Meinecke Monographie des Chrysopras. Erlangen 1805. — Sieben Briefe des Königs an v. Regler über das Chrysoprassuchen findet man im Gesellschafter (von Gubit). Berlin 1832, Nr. 132. 133.

1) 1821 und 1822 waren die höchsten Zinkpreise 7 Thlr. 24 Sgr.; 1829 die niedrigsten, 2 Thlr. 25 Sgr.

preußischen Stats '). Die Provinz Ostpreußen hat über die Einrichtungen beim Berusteinwesen zwei Strandverordnungen, die eine von 1648 und die revidirte Strandordnung von 1769. Seit 1782 wurde der Bernstein bei Großhubnicken, eine Viertelmeile von dem Strandamt Palminicken bergmännisch gegraben 2). Der preußische Bernstein ist jetzt (1830) an Douglas in Königsberg für 12,000 Thaler verpachtet; er trug, bei der Verwaltung des Stats etwa 3000 Thlr. jährlich, in glücklichen Jahren aber 6000 Thlr. ein 3).

Friedrich hat oftmals die Verarbeitung auch des Pommerschen Bernsteins und den Absatz desselben in die Fremde empfohlen; dagegen die nach Bernsteinart gefärbten Korallen und dergleichen, z. B. den 20. Jun 1743, verboten. Im Jahre 1765 wurde der Bernsteinfang an der Pommerschen Küste, laut Patent vom 21. Nov. 1765, dem Kaufmann Anton Friedr. Boye zu Rügenwalde verpachtet; dagegen Allen, so auf ihren Territoriis die Strandgerechtigkeit nicht erstritten haben, alles Bernsteinkeschern am Strande bei schwerer Strafe untersagt.

Marquis of Worcester war der erste, welcher 1663 seine Ideen über Dampfmaschinen bekannt machte; aber erst zu Anfange des folgenden Jahrhunderts brachte Kapitain Savary diese Erfindung in Umlauf. 1764 wandte Dr. Roebuck in Edinburg einen ganz neuen Geist auf den Gegenstand, nahm sich den geniereichen Uhrmacher James Watt in Glasgow zu Hülfe, und da beide zu unbemittelt waren, so wurde Boulton zu Saho bei Birmingham in die Gesellschaft gezogen *), der dem Dr. Roebuck 1000 Pfund Sterling für

1) Nach einer Urkunde (in des Rektor's Ulrich Beschreibung der Stadt Wrießen und ihrer Umgegend. Berlin 1830. 8.) vom Jahre 1420 waren die Lachse und Stäre ein Regal: waz sy herrenfische fahen als Lachse und Stören, die sullen sie uns gegen dem Berlin antworten."- Noch 1751 mussten die Störe als Regal nach Berlin geschickt werden. Bekmann Beschreibung der Mark. I. E. 581. Nach Kankow gehörten diese Fische auch in Pommern zu den Regalien.

2) Bock's Naturgeschichte Bd. 2. S. 637.

3) Ferbers Beiträge S. 212,

4) James Watt, geboren den 19. Januar 1736, starb d. 25. Aug. 1819. - Boulton, geb. 1728 in Birmingham; starb 1809. Er trat mit Watt in Compagnie, als dieser 1769 fein Patent bekam.

seine Erfindung zahlte und mit Watt gemeinschaftlich ein Patent auf die 25 Jahre von 1775 bis 1800 nahm. So vollendete sich dieser große Triumph des menschlichen Geistes '). Nun sandte Hei. niß den nachherigen Oberbergrath Bückling nach England, um sich von dem Bau jener merkwürdigen Erfindung zu unterrichten. Darauf wurde in Tarnowiß die erste preußische Dampfmaschine gebaut; die zweite fand in der Berliner Porzellanmanufaktur Anwendung. Bückling baute dann auch die Dampfmaschinen zu Schönebeck bei Magdeburg für die Saline, bei Unna in Westphalen und bei Hettstädt in der Grafschaft Mansfeld.

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Die berühmte preußische Kattundruckerei, welcher selbst die britische Betriebsamkeit nachsteht, verdanken wir gleichfalls König Friedrich. Du Plantier aus Genf legte in Berlin 1741 die erste Kattundruckerei an. Der König gab ihm 1000 Thlr. Vorschuff auf zehn Jahre und eine Beihülfe zur Miethe und zu den Geräth, schaften. Drei Jahre später brachte der Fabrikeninspektor Paul Demissi die Baumwollen - Spinnerei und Weberei zu Berlin in Auf. nahme. Das ganze Land lernte und ahmte nach. Dies der Anfang eines der herrlichsten Zweige unsrer vaterländischen Manufak turen, welcher aber seine ungeheure Höhe erst erreicht hat durch eine Erfindung, die, durch Kühnheit des Gedankens, zur Dampfmaschine das würdigste Gegenstück bildet. So lange nämlich Sage und Geschichte erzälen, hatte Indien seine köstlichen Baumwollengewebe in alle Welt gesendet. Die Genügsamkeit des armen Webers am Ganges mit Reiß und Wasser, und die unendliche mechanische Fertigkeit seiner zarten Hand schien für das Abendland ein unauflösli. ches Problem zu sein, also unsre Abhängigkeit in Baumwollenwa, ren von den Hindus auf ewig gegründet. Siehe, da überwindet die geistige Bildung des Europäers das Handgeschick des Asiaten; seine Spinnmaschine schafft einen unendlich zarteren, schöneren wohlfeileren Faden, als der geschickteste, bedürfnissfreieste Mensch ihn zu ziehen vermag. Ein Rohrflechter, Thomas Highs zu Leigh

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1) Beiträge zur Kenntniss der Dampfmaschinen von Severin, K. Pr. Oberbaurathe. Bildet den größten Theil von dem ersten Bande der Abhandlungen der Königlichen technischen Devutazion für Gewerbe." 94 Bogen Folio und 33 Kupfertafeln. Berlin, in Kommission bei Duncker und Humblot. 1827. 30 Thlr.

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